12. - 20.11.2019: Panamericana Sur in Peru - Arequipa - Ruta Del Sillar

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14. - 15.11.2019: Pan-American Highway von Arica nach Arequipa

Von den Tutelares nach Arica ist es nicht weit. Ich gehe noch mal schnell einkaufen und verbrate unsere restlichen Chilenischen Pesos für Schokolade und andere Köstlichkeiten, auf die wir nicht verzichten wollen ... oder können. ;-) Anschließen fahren wir auf eine Self-Service-Tankstelle - der Preis ist etwas niedriger, als bei den anderen.

Ich stecke meine Kreditkarte in den Tankautomaten, muss dann aber eine Summe fürs Tanken eingeben. Die niedrigste ist schon zu viel für die Menge an Diesel, die wir brauchen. Wird mir dann trotzdem die eingegebene Summe berechnet oder nur der tatsächliche Tankbetrag? Wir diskutieren vor der Maschine, was wir machen sollen und einer der Tankstellenangestellten kommt uns zur Hilfe. Auch er ist sich nicht sicher, drückt anschließend irgendwelche Knöpfe und gibt mir meine Karte zurück. Wir fahren weiter und etwa einen halben Kilometer später wird mir erst bewusst, dass ich gar nicht gesehen habe, ob die Transaktion tatsächlich gecancelt war oder nicht. Wenn nicht, dann kann der nächste Kunde jetzt auf meiner Karte schön volltanken. Panik!

Wir sind mitten auf einer Hauptstraße und können nirgendwo parken. Helen fährt kackfrech auf eine Bushaltestelle und lässt mich raus. In Clogs renne ich was das Zeug hält die 500 Meter zur Tankstelle zurück und checke die Zapfsäule. Es ist immer noch der Betrag vom Vornutzer drin und scheinbar hat der Angestellte tatsächlich meine Karteninfos gecancelt. Puh! Schweißgebadet renne ich wieder zum Auto, Helen steht immer noch auf der Bushaltestelle und hat zum Glück keinen Strafzettel kassiert.

Für den Grenzübergang nach Peru benötigen wir über eine Stunde. Im iOverlander steht das genaue Prozedere eigentlich drin, aber wenn man dann beim Grenzgebäude parkt, dann folgt man in gewohnter Art und Weise den anderen Grenzübergänger - heute waren es gerade zwei große Busgruppen. Vier Schalter sind offen, aber es dauert eine Weile.

Endlich am Schalter angekommen, fragt uns der Beamte nach dem Zettel. Welchen Zettel? Er rollt mit den Augen, erhebt sich etwas lustlos von seinem Drehstuhl und begleitet uns in die nächste Halle zu einer Dame, die uns einen Zettel mit vier Durchschlägen gibt. Kein anderer muss diesen Zettel ausfüllen. Wir erledigen das und stellen uns wieder beim selben Schalter an.

Innerhalb weniger Minuten haben wir unsere Ausreisestempel für Chile im Pass. Der Beamte reißt das oberste Blatt von unserem Formular ab und knallt einen Stempel drauf. Wohin jetzt, fragen wir ihn? Er rattert in Spanisch was runter und macht wilde Handbewegungen nach links. Wir folgen wieder den anderen Reisenden. Raus aus dem Gebäude, nach links und in die nächste Schlange anstellen. Hier bekommen wir nach dem Beantworten einiger Fragen unseren Einreisestempel für Peru - 90 Tage je Einreise. Prima! Blatt 2 des Formulars wird abgerissen und abgestempelt.

Am Parkplatz befinden sich die Schalter für die Aduana. Hier wollen wir unsere Erlaubnis für das Fahrzeug beantragen und stellen uns erneut in eine kurze Schlange. Endlich sind wir auch da dran und der Beamte reißt den vierten - nicht den dritten!!! - Durchschlag vom Formular ab, macht einen Stempel drauf und das wars! Häh, und wo ist das Papier für unser Fahrzeug? Er blubbert uns auf Spanisch was vor und zeigt nach links zum nächsten Schalter. Wir stellen uns dort in der Schlange an. Während wir erneut warten, liest Helen die Notizen am Schalterfenster - alles nur auf Spanisch.

Hier lesen wir, dass an diesen Schaltern nur Autos aus Mercosur-Ländern abgewickelt werden. Andere ausländische Fahrzeuge nicht! Aha! Und wohin jetzt? Ich spreche eine Beamtin auf dem Parkplatz an. Sie kennt sich aus und leitet uns zur linken Seite des ersten Gebäudes zum CIT Büro. Der Beamte fragt nach dem dritten Zettel, den wir ja nicht mehr haben, also müssen wir noch mal zum Aduana Schalter auf dem Parkplatz und der Beamte wühlt aus seinem Stapel unser Dokument raus. Warum er es überhaupt genommen hat, ist uns ein Rätsel.

Der nette Beamte im CIT Büro weiß wenigstens, was er tut und 10 Minuten später haben wir unsere Fahrzeugerlaubnis fürs Auto. Puh, was für eine komplizierte Grenze! Nun müssen wir nur noch vom Parkplatz durch die Fahrzeugkontrolle fahren, aber nur Helen darf als Fahrerin ins Fahrzeug - ich muss zu Fuß auf die andere Seite der Kontrolle. Gleich zwei Beamte kontrollieren das Innere von Winnietwo - einer klopft alle Schränke ab und der Kühlschrank wird kurz inspiziert, aber wir können alles behalten.

Hinter der Grenze gibt es ein SOAT/Mapfre-Versichungsbüro. Eine Autoversicherung für Peru ist Pflicht. Wir entscheiden uns gleich eine fürs ganze Jahr zu nehmen, denn sie ist genauso teuer, wie zwei einzelne Monate - wir fahren im Mai oder Juni ja noch einmal durch Peru, um wieder in den Süden des Kontinents zu kommen. Mit 27 US$ ist die Versicherung recht preiswert. Ob sie im Falle eines Falles was bringt, finden wir hoffentlich nie raus!

Der Pan-American Highway - auch Panamericana Sur genannt - führt uns von der Grenze nach Tacna - eine große Grenzstadt, die keinen guten Ruf, was die Sicherheit angeht, hat. Wie müssen mitten durch einen großen Obst- und Gemüsemarkt fahren, da einige Hauptstraßen gerade repariert werden. Das Fahren auf der Panamericana ist jedoch sehr entspannt. Vor kurzem wurde auf weiten Strecken gerade der Asphalt erneuert und die Straße ist glatt wie ein Kinderpopo. Super!

Wir rollen zügig durch die Wüstenlandschaft. Hier wächst nicht ein einziger Strauch - rechts und links von der Fahrbahn nur Sand und leider auch sehr viel Müll! Hier und da kommen wir an eigenartigen Siedlungen vorbei. Direkt am Straßenrand stehen alle 20 Meter Ein-Zimmer-Häuser aus Stein - ohne Strom und Wasseranschluss. Niemand scheint dort zu wohnen. Die Hütten sind weder von außen verputzt noch fertig gebaut. Mit runden Steinen auf dem Sand werden einzelne Areale markiert und hier und da hat sogar jemand einen Baum gepflanzt - in der Hoffnung, dass er hier in der Wüste nicht austrocknet. Wer wohnt hier und warum wurden hier in dieser eigentlich unbewohnbaren Wüste solche Gebäude gebaut? Ein Rätsel, dass wir nicht lösen können. Wir sehen dieses Phänomen sehr häufig entlang der Panamericana und finden diese Gebäude einfach nur hässlich!

Dennoch ist die Wüstenlandschaft faszinierend. Alle paar Kilometer ändert sie sich. Mal sehen wir rote, farbige Sandsteinhügel, mal große Sanddünen, mal einfach nur steinige Wüste. Die Panamericana führt über mehr als 2300 Kilometer von der Grenze mit Chile bis zur Grenze zu Ecuador entlang der Küstenregion von Peru.

Von Mai bis Mitte Dezember zieht der Küstennebel täglich vom Pazifik hinauf in die Berge - zum Teil sehen wir absolut gar nichts! Weg von der Küste geht es rauf und runter über die vielen Hügel - wir bewegen uns ständig zwischen 300 und 1400 Höhenmetern.

Unsere erste Nacht in Peru verbringen wir auf einer Tankstelle in Moquegua. Die Stadt liegt an einem Fluss und das Wasser wird hier für Ackerbau verwendet. Erstaunlich, was hier alles auf dem Wüstenboden wächst! Am nächsten Morgen fahren wir ins Stadtzentrum, wir brauchen Soles - die nationale Währung in Peru. 3,3 Soles entspricht etwa einem US Dollar. Unser GPS leitet uns über sehr enge Einbahnstraßen zur Bank. Hier findet gerade der Wochenmarkt statt und wir bekommen keinen Parkplatz. Also runter zur Hauptstraße.

Peru hat leider einen sehr schlechten Ruf. Es gibt gerade in den Küstenregionen sehr viele arme Menschen und wir haben von unendlich vielen Wohnmobilreisenden gehört, dass sie einen Einbruch in Peru hatten. Entsprechend vorsichtig sind wir. Während Helen aufs Auto aufpasst, laufe ich zu Fuß zur Bank. Leider habe ich die Kamera nicht dabei, denn der Wochenmarkt wäre super genial für Fotos gewesen - viele Indigene Frauen laufen in ihren bunten Klamotten und Hüten rum.

Wir fahren weiter auf der Panamericana die Hügel rauf und runter und erreichen am frühen Nachmittag Arequipa. Der Campingplatz liegt nur 3 Straßenblöcke von der Altstadt entfernt - ideal gelegen, aber mit gut 17 US$ pro Nacht sehr teuer. Die Einfahrt für die Fahrzeuge liegt direkt an einer vielbefahrenen vierspurigen Hauptstraße und direkt hinter einer Kurve. Wir haben sie trotz GPS Koordinate verpasst und müssen den Rückwärtsgang einlegen und auf jemanden warten, der uns das große Eisentor öffnet. Helen kommt ins Schwitzen ... hoffentlich rammt uns nicht eines der Autos von hinten!

Der Campingplatz ist Teil einer Hotelanlage - ein enger Schlauch direkt an der hohen Mauer. 5 oder 6 Fahrzeuge stehen hier schon, aber wir finden noch einen guten Platz. Ein paar Stunden später rollen weitere Fahrzeuge an und es wird richtig eng hier. Ansonsten ist der Platz aber super. Die Duschen sind heiß und sauber, es gibt gutes Trinkwasser, ein großer VEA Supermarkt ist gleich um die Ecke und ins Stadtzentrum sind es keine 10 Minuten zu Fuß! Was wollen wir mehr.

Geplant hatten wir eigentlich nur 2 bis 3 Tage, aber am Ende werden natürlich 5 Nächte draus!

16. - 20.11.2019: Arequipa & Halbtages-Tour zur Ruta Del Sillar

Wir waren 2002 schon einmal in Arequipa während unserer Kumuka-Campingtour durch Südamerika. Heute ist die Stadt um einiges größer und hat inzwischen über eine Million Einwohner. 2001 hat es ein Erdbeben mit 8,4 auf der Richter-Skala gegeben und wir konnten uns damals die berühmte Kathedrale nicht anschauen, da einer der Türme komplett eingestürzt war. Inzwischen ist aber alles wieder aufgebaut und wir genießen die wirklich tolle Altstadt mit ihren wunderbar verzierten, weißen Fassaden.

Gegründet wurde Arequipa von den spanischen Kolonialisten 1540. Sie ist heute die zweitgrößte Stadt Perus nach der Hauptstadt Lima und liegt im Schnitt auf 2400 Höhenmetern. Aufgrund ihrer weißen Gebäude und der Gründung durch die weißen Spanier, wird sie auch die Weiße Stadt genannt und ist ein UNESCO Weltkulturerbe.

Wir sind total begeistert und erfreuen uns jeden Tag an den schönen Gebäuden, Kirchen, engen Gassen und vieles mehr. Selbst unter den Peruanern ist sie ein beliebtes Ausflugsziel. Die Stimmung rund um den Plaza de Armas und der Kathedrale ist fröhlich und entspannt und auch abends kann man total sicher durch die Straßen bummeln und irgendwo schön was essen gehen.

Auf dem Campingplatz stehen viele Deutsche, ein paar Franzosen, Belgier und ein Englisches Pärchen. Wir kommen mit allen ins Gespräch, denn lustigerweise sind wir die einzigen, die gen Norden fahren. Alle anderen kommen von Kolumbien und Ecuador und sind auf dem Weg nach Süden. Die politische Lage in vielen Ländern macht es für uns alle schwierig eine Reiseplanung zu machen und wir tauschen viele Informationen aus. Bolivien ist im Moment komplett für die Einreise gesperrt, also bleibt nur der Weg über Chile. Wir berichten, dass außer an Wochenenden und Feiertagen die Straßen scheinbar frei sind und sich die Gefahr - zumindest in der Atacama - in Grenzen hält.

Mit Monika und Georg unternehmen wir eine Halbtages-Tour (La Ruta Del Sillar) zu einem Steinbruch, wo die weißen Steine für Arequipa noch per Hand produziert werden. Wir hatten sie ganz spontan in einem kleinen Reisebüro für ganze 40 Soles (keine 11 US$) pro Person gebucht und Monika davon auf dem Campingplatz erzählt. Die beiden haben sich dann ganz spontan angeschlossen. Für das Geld lohnt es sich einfach nicht sich durch den horrenden Stadtverkehr von Arequipa zu quälen. Der Steinbruch liegt zwar nur außerhalb der Stadt und man könnte auch selbst dort hin fahren. Aber so ist es doch viel bequemer und einfacher.

Wir vier werden am nächsten morgen um 8.20 Uhr direkt am Campingplatz abgeholt. Ganze 13 Teilnehmer sind im Minibus - super! Der Bus bringt uns zum Mirador La cruz de Zamácola von wo wir einen Blick auf die Vulkane und Arequipa werfen können - allerdings ist es recht diesig. Anschließend fahren wir zu dem Steinbruch. Hier haben Arbeiter die Fassade der berühmten Iglesia de la Compañia in das weiße Lavagestein gemeißelt.

Sillar Steinbruch außerhalb von Arequipa - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)


Das Herstellen der Sillar Blöcke ist eine alte Tradition. Alles wird per Hand gefertigt - nur mit Hammer und Stemmeisen. Es gibt heute noch etwa 50 Steinmetze in den 17 Steinbrüchen rund um Arequipa, die diese sehr traditionelle Arbeit verrichten. Das Handwerk wird von Generation zu Generation vererbt. Viel verdienen kann man dabei nicht - ganze 5 Soles gibt es pro Block (1,50 US$). Die jungen Peruaner versuchen heute natürlich auf modernere Art und Weise ihr Geld zu verdienen, das Produzieren der Sillarblöcke wird vermutlich bald aussterben.

Joel, unser Reiseleiter für heute, arrangiert einen der jungen Steinmetze und wir bekommen eine komplette Demonstration - siehe unser Video unten. Die Arbeit ist nicht ungefährlich, denn aus den Felsen müssen zunächst große Blöcke gehauen werden. In der Regel machen die Arbeiter das hier, indem sie ein großes Stück aus dem unteren Bereich schlagen - später fällt dann der obere Teil runter. Sillar ist ein recht poröses Tuffgestein, dass durch den Ausbruch der Vulkane vor Jahrtausenden erzeugt wurde. Je nach Zusammensetzung der Mineralien des pyroklastischen Lavastroms ist die Farbe des Gesteins Weiß, Rosa oder Gelb. Es hat bereits viele Tote hier in diesem Steinbruch gegeben. In der Regel brach oben ein Stück Fels ab und die Arbeiter konnten nicht schnell genug weglaufen und wurden erschlagen.

Zum Abschluss der Tour steigen wir noch in einen Slotcanyon - der Quebrada de Culebrillas. Am Anfang haben wir den Canyon noch für uns alleine, aber die Schulklasse, die uns heute schon den ganzen Tag verfolgt, kommt leider noch bevor wir nach gut 20 Minuten den Ausgang des Canyons erreichen. Na ja, trotzdem hat sich dieser Ausflug gelohnt. Wir haben viel gelernt und es war mal richtig nett sich einfach nur leiten und kutschieren zu lassen.


Die Stadt aus weißen Steinen und wie diese produziert werden.