25.11. - 01.12.2019: Barranca - Pachacoto - Caraz - Laguna Parón

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25.11.2019: Barranca nach Pachacoto (Parque Nacional Huascarán)

Am nächsten Morgen ist es bewölkt. Wir lassen es erneut ruhig angehen und schnippeln unser Obst in aller Ruhe. Gegen 11 Uhr brechen wir auf. Der Weg durch Barranca zurück zur Panam gestaltet sich schwierig, denn die Stadt ist voller Einbahnstraßen und unser GPS kennt die Regeln nicht. Wir sind zu einem U-Turn auf einer Tanke gezwungen und finden anschließend die richtige Straße nach draußen.

Statt weiter an der Küste entlang zu fahren, geht es nun für uns Inland in Richtung Huaraz und Caraz - eine Gegend, in der wir 2002 auf unserer Kumuka-Tour nicht waren. Langsam steigt die Straße vom Meeresspiegel auf 1000m innerhalb der ersten 70km an. Aber dann geht es über enge Serpentinen steil die Berge bis auf über 4100m hoch. Der Verkehr hält sich in Grenzen, es gibt nur eine kurze Baustelle, die uns aber nicht weiter aufhält. Rechts und links wird an den steilen Hängen Ackerbau betrieben. Die älteren Bewohner in den kleinen Dörfern laufen mit gebeugten Rücken. Das Leben in der Höhe muss hart sein.

Bei der Laguna Conococha erreichen wir den Höhepunkt der Strecke. Von hier aus haben wir den ersten Blick auf die gletscherbedeckten Berge. Dunkle Wolken ziehen auf und ein Regenbogen bildet sich über dem flachen Hochplateau. Wir fahren direkt in das Gewitter hinein und es fängt an zu regnen, aber nur für wenige Minuten.

Cordillera Blanca - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)


Rechts von uns liegt der Parque Nacional Huascarán. Eine 32km lange Schotterstraße führt durch den Park auf 4800m hoch zum Aussichtspunkt für den Pastoruri Gletscher. Der Eintritt pro Person liegt bei 30 Soles, also etwa 8 EURO. Wir bleiben unten an der Abzweigung zur Schotterstraße für die Nacht in Pachacoto stehen, auf 3800 Höhenmetern. Für die Fahrt in den Nationalpark ist es heute schon zu spät. Wir wollen erst einmal schauen, wie das Wetter am nächsten Morgen ist.

26.11.2019: Pachacoto nach Caraz

Die Sonne lacht vom Himmel! Aber ich merke die Höhe und habe schlecht geschlafen - nachts waren draußen ganze 3°C! Leichte Kopfschmerzen und Übelkeit bei mir, aber Winnietwo geht es noch schlechter. Nach dem Frühstück schmeißen wir den Motor an und er stottert und spuckt - hinten kommt eine riesige, weiße Rauchwolke aus dem Auspuff. Hmmmm ... das sieht nicht gut aus! Wir beschließen spontan den Nationalpark auszulassen, denn bis ganz oben sind es gute 1000 Höhenmeter und wir sind uns nicht sicher, ob Winnietwo das heute morgen ohne Probleme schafft.

Bis Caraz sind es eigentlich nur 107km, aber auf der Strecke werden gerade 7 Brücken erneuert und wir müssen in den Baustellen entweder warten oder sie umständlich umfahren, was natürlich Zeit kostet. Wir passieren die größte Stadt in der Gegend - Huaraz - ohne zu stoppen. Sie ist einfach nur hässlich und laut! Trotzdem ist die Fahrt durch das Tal an sich wunderschön. Immer wieder sehen wir die schnee- und gletscherbedeckten Berge - alle zwischen 5000 und 6500 Meter hoch. Nicht umsonst nennt man diese Bergkette die Cordillera Blanca. Sie ist nicht nur die längste eisbedeckte Bergregion der Welt in den Tropen, sondern auch die höchste Bergkette der Welt außerhalb der Himalaya Region mit 22 Berggipfeln über 6000m.

Nach 4 Stunden Fahrt erreichen wir den schönen Campingplatz Guadeloupe, der nur wenige Kilometer außerhalb von Caraz liegt. Außer uns sind nur zwei weitere Fahrzeuge da - ein Amerikanisches, aber die Besitzer sind auf einer mehrtägigen Wandertour und ein Land Rover, der einem Paar aus Südafrika gehört. Debbie und Gary packen aber gerade alles zusammen, sie wollen weiter in den Süden fahren. Wir tauschen gegenseitig noch schnell ein paar Tipps aus. Die beiden schwärmen uns vom Cañón del Pato und dem noch besseren Cañón Tablachaca vor - einspurige Straßen durch eine dramatische Felslandschaft, die wir auch unbedingt machen sollten. (Tun wir auch, aber dazu mehr in unserem nächsten Bericht!)

27. - 29.11.2019: Caraz

Eigentlich hatten wir vor nur drei Nächte hier zu bleiben, aber am Ende sind es dann doch 6 - es ist einfach zu schön hier. Wir nutzen die Zeit um etwas aufzuräumen, ein paar Dinge zu reparieren, Wäsche per Hand zu waschen, an unserer Webseite zu arbeiten usw. Der Campingplatz liegt total ruhig - umringt von Blumenfeldern. Jaime, der Besitzer, und seine Frau sind super nett. Das Dusch- und Toilettenhaus ist sauber, die Dusche ist heiß, das Wasser hat Trinkwasser-Qualität ... einfach alles super und entspannend!

Zu Fuß ist man innerhalb von 20 Minuten im Ort. Hier gibt es einen wunderbar bunten Markt für frisches Obst, Gemüse, Blumen und sonstige Waren. Die Indigene Bevölkerung ist mit ihren Hüten ein wunderbares Fotomotiv und uns gegenüber sehr freundlich. Viele Ausländer kommen nicht hierher. Wir kaufen uns obendrein eine Movistar Sim Karte für Peru - kostet wenig und ist mit 4G im ganzen Land zu gebrauchen.

Eine Französische Familie ist inzwischen auf dem Campingplatz und wir kommen mit ihnen ins Gespräch. Amandine und Vincent warnen uns vor der Küstenregion zwischen Chimbote und Trujillo. Vor ein paar Tagen wurden sie dort am Strand attackiert von zwei Männern mit Messern. Der Platz war auf iOverlander eingetragen und sie haben vor Ort auch noch einmal bei der Polizei nachgefragt, ob es sicher dort ist. Ja, kein Problem. Um Mitternacht kamen dann die Männer vorbei und sagten, sie wären mit ihrem Auto im Sand stecken geblieben. Ob Vincent sie mit dem Truck rausziehen kann? Da die beiden Kinder Arthur und Oscar schon geschlafen haben, hat Vincent zu den beiden gesagt, dass er das gerne morgen früh, aber jetzt nicht mitten in der Nacht noch machen wird. Darauf hin haben die Männer scharfe Messer gezogen. Nur mit viel Glück konnten sich Amandine und Vincent ins Auto zurückziehen und abfahren. Wir waren also gewarnt!

Mit ihrem Truck fahren sie zur Laguna Parón hoch, wo sie eigentlich auf 4200 Höhenmetern übernachten wollten, aber sie bekommen leichte Anzeichen von Höhenkrankheit und fahren am selben Tag noch wieder nach Caraz runter. Wir treffen sie ganz zufällig im Ort und sie nehmen uns zum Campingplatz mit. Amandine zeigt uns ihre Fotos von der Laguna Parón. Man, das sieht super aus! 7 Stunden haben sie aber auf der nur 32km langen Strecke für den Hin- und Rückweg gebraucht. Sie empfehlen uns lieber ein Taxi zu nehmen, statt mit Winnietwo da hoch zu fahren. Wir kontaktieren am selben Abend noch Jaime. Er kennt einen Privatfahrer, der für 60 US$ einen Tagesausflug zur Laguna anbietet. Wir schlagen zu. Laut Amandine sind die Berge da oben aber bis mittag unter den Wolken und wir bitten Jaime, uns das Taxi für 10 Uhr zu bestellen.

30.11.2019: Von Caraz zur Laguna Parón hoch

Gegen 8 Uhr werden wir wach. Ein Blick aus dem Fenster sagt alles: die Sonne scheint!!! Vielleicht sollten wir doch ein wenig früher los?! Ich ziehe mich schnell an und gehe zu Jaime rüber. Er ist nicht da, aber seine Frau sagt ihm Bescheid, dass wir gerne von Don Victor um 9.15 Uhr statt 10 Uhr abgeholt werden möchten. Schnell Frühstücken, den Rucksack packen, Sonnencreme ins Gesicht schmieren und auf gehts.

Don Victor ist ein älterer Herr, der früher mal mit Jaime zusammengearbeitet hat. Sein Spanisch ist gut verständlich und wir unterhalten uns am Anfang noch mit ihm - später muss er sich konzentrieren. Wir halten im Dorf kurz beim Markt an, er holt sich noch ein paar Brötchen.

Die Strecke zur Laguna Parón hoch ist ungeteert und gut 32km lang. Caraz liegt auf 2300 Höhenmetern, die Lagune auf 4200m. In unzähligen Serpentinen geht es stetig bergauf. Wir sind schon nach wenigen Metern froh, dass wir das nicht mit Winnietwo machen, denn die Schotterstraße hat zum Teil tiefe Rillen und große, lose Steine. Don Victors PKW ist ein neueres Modell und er fährt in einem erstaunlich flotten Tempo über alle Unebenheiten. Im Schnitt rast er mit 30km/h dahin - mit W2 wären wir halb so schnell gefahren!

Helen sitzt hinten auf ihren Händen, um ihren Rücken von den Schlägen zu schützen. Ich habe vorne das Fenster runter und versuche so gut es geht auf dem Weg Fotos und Videos zu machen - gar nicht so einfach bei dem Geschaukel und Gerüttel. Es geht durch diverse kleine Bergdörfer. Die Leute leben hier vom Ackerbau.

Die Bergspitzen sind von dunkelgrauen Wolken bedeckt, obwohl wir in der Sonne fahren. Ich mache mir schon Sorgen, dass wir oben bei der Lagune schlechtes Wetter haben und nichts sehen werden. 15km vor der Lagune passieren wir die Nationalparkgrenze und zahlen 5 Soles pro Person am Schlagbaum. Don Victor kommt kostenlos rein, er kennt den Mann an der Schranke und gibt ihn einen Apfel.

Nun geht es in steilen Serpentinen durch das Tal zur Lagune hoch - rechts und links bauen sich die senkrechten, dunklen Bergflanken auf. Von schneebedeckten Bergen ist keine Spur. Die Wolken ziehen schnell über die Bergspitzen rüber, aber laut der Französischen Familie soll es sich um die Mittagszeit ja aufklaren. Schaun wir mal!

In nur 1 Stunde und 35 Minuten sind wir bei der Lagune. Wir hätten mindestens doppelt so lange mit W2 gebraucht. Die Lagune wir vom Tal durch eine richtig hohe Gletschermorräne getrennt, deswegen sieht man sie eigentlich auch erst, wenn man oben beim "Besucherzentrum" ankommt. Hierbei handelt es sich um einen kleinen Parkplatz und ein Restaurant mit sauberen Toiletten.

Während Helen die Ortschaften aufsucht, gehe ich schon mal zum Ufer runter, denn die Sonne scheint und die Lagune strahlt in Azurblauen Farben daher. Unten am Ufer liegen ein paar bunte Ruderboote - ein nettes Fotomotiv zum Auftakt. Leider ist von den gletscherbedeckten Bergen nichts zu sehen, die Wolken hängen bis zur Lagune runter.

Wir machen uns an den steilen Aufstieg zum Mirador. Er liegt gut 150m oberhalb vom See auf der Morräne. Da wir immer noch nicht Höhen-angepasst sind, merke ich die 4200m sofort. Helen natürlich nicht - ich behaupte mal wieder, dass sie nicht von diesem Planeten ist. Gut, dass wir unsere Wanderstiefel heute anhaben, denn es geht über Stock und Stein. Pole, Pole ... wir wir in der Höhe immer sagen ... schön langsam Schritt für Schritt nach oben.

Mir wird aber kurz mal schwarz vor Augen ... ich merke das zum Glück rechtzeitig und setze mich vorsichtshalber auf einen Stein. Nicht, dass ich ohnmächtig zwischen den großen Steinbrocken umfalle und mir den Schädel aufschlage. Hechel, hechel ... ich versuche meinen rasenden Puls ein wenig zu beruhigen und kann nach wenigen Minuten den weiteren Anstieg fortsetzen.

Auf einem Schild stehen neben den 4200 Höhenmetern auch die Namen der umliegenden Berge. Der höchste hier ist der Nevada Huandoz mit 6356m. Die eigentliche Attraktion hier oben ist aber der Nevada Piramide mit 5885m. Wie der Name schon sagt, hat dieser Berg die Form einer Pyramide. Angeblich soll es sich hier um das Vorbild für den Berg in den Hollywood Filmen von Paramount Pictures handeln. Leider sehen wir ihn nicht! Darn!

An dem Schild kommt uns gerade ein Französisches Pärchen entgegen. Wir machen gegenseitig Bilder von uns neben dem Schild. Bis zum eigentlichen Mirador sind es noch etwa 100m und wir haben ihn ganz für uns alleine.

Laguna Parón - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)


Bilde ich es mir ein, oder lichten sich tatsächlich die Wolken??? So langsam, aber allmählich wird der untere Teil der Pyramide sichtbar und im Hintergrund sehen wir links davon schemenhaft einen Schneeweißen Gletscher durch die Wolken kommen. Na, das warten wir doch mal ein paar Minuten lang ab. Don Victor hatte uns zwei Stunden hier oben gegeben.

Helen holt die Brote und den Saft raus und wir machen unsere Mittagspause. Und tatsächlich ... die Sonne kommt raus und der heftige Wind bläst die Wolken von den Bergen weg. Was für ein Anblick! Der Hammer! Ich komme gar nicht mehr richtig zum essen, denn der Kamerachip ist am glühen. Ein Panoramaschuss nach dem anderen.

Die Laguna Parón ist der größte See in der Cordillera Blanca - er ist über 3km lang und 738m an der breitesten Stelle. Die Wassertiefe war ursprünglich mal 75m, wird heute aber über einen Ablaufkanal auf 15m Tiefe geregelt. Der ehemals hohe Wasserstand drohte nämlich die gewaltige Gletschermorräne zu sprengen und das hätte zu einer gewaltigen Flutwelle führen können, die Caraz und die umliegenden Täler und Orte zerstört hätte. Die Farbe der Lagune wird durch das ausgewaschene Kalkgestein erzeugt und ist wirklich einmalig. Wir haben ähnliches schon in Neuseeland und im Banff Nationalpark gesehen, aber das hat schon was ganz spezielles hier oben. Wirklich toll! Wir sind froh, dass wir uns für diesen Ausflug entschieden haben.

Wir halten uns gute 50 Minuten oben auf dem Mirador auf, bevor wir uns wieder an den Abstieg machen. Inzwischen sind 5 bis 6 Minibusse mit Touristen aus ganz Südamerika vorgefahren und etwa 60 Leute kommen uns wie eine Ameisen-Wanderstraße entgegen. Ich frage eine von ihnen, was sie denn für die Tour bezahlt haben - 40 Soles pro Person. Wir zahlen 100 Soles pro Person für die Taxifahrt mit Don Victor, aber das ist wirklich jeden Centavo wert, denn wir hatten den Mirador für uns ganz alleine.

Da die vielen anderen Touristen jetzt zum Mirador hoch stapfen, haben wir unten die Lagune für uns erneut ganz alleine. Eigentlich sind unsere zwei Stunden hier oben schon abgelaufen, aber Don Victor sitzt im Restaurant und nicht im Auto und so laufen wir ganz entspannt noch am linken Lagunen-Ufer entlang bis zu einer kleinen Station. Hier sehen wir, dass in der Bergflanke ein Tunnel gebaut wurde. Unterhalb der Lagune sahen wir bei der Hinfahrt ein kleines Staubecken. Mit Hilfe des Tunnels wird also Strom produziert und der Wasserstand der Lagune geregelt.

Wir genießen weiterhin die tolle Aussicht auf die Lagune und gegenüber werden jetzt auch die anderen Bergspitzen frei, auf denen sich Schneeweiße Gletscher befinden. Nach fast 3 Stunden sammelt uns Don Victor wieder ein und es geht in einer Stunde und 35 Minuten wieder rasant die 2000 Höhenmeter nach Caraz runter.


Toller Tagesausflug zur Laguna Parón

Um 16.15 Uhr sind wir wieder auf unserem Campingplatz und machen uns erst einmal einen Cappuccino. Was für ein toller Tag! Wir haben richtig Kohldampf und ich mache uns eine große Fuhre Gemüsesuppe mit Reis. Das sollte für zwei Tage reichen! Anschließend setzte ich mich hin und lade alle Videos und Fotos von der Kamera auf den PC. Das Bearbeiten der vielen Panoramas dauert echt lange.

01.12.2019: Caraz

Eigentlich wollten wir am nächsten Tag Caraz verlassen, aber wir gucken uns morgens im Bett nur kurz an und beschließen spontan noch einen Tag zu bleiben. Es ist einfach sehr nett und ruhig hier und wir haben heute keinen Bock auf den Abfahrstress.

Die Sonne scheint und Helen macht noch einmal eine Handwäsche. Ich fülle währenddessen alle Wassertanks auf. Das junge Spanische Pärchen neben uns macht sich Abfahrbereit und wir unterhalten uns noch eine Weile. Zum Frühstücken kommen wir erst um 13 Uhr, aber die Blaubeerpfannkuchen sind dafür umso leckerer! Jaime hatte mich gebeten einen Eintrag zu seinem Campingplatz in iOverlander zu machen - der letzte liegt schon 3 Monate zurück. Mache ich doch gerne. Anschließend gucken wir die Highlights aller Bundesligaspiele und trinken unseren Cappuccino.

Da Helen inzwischen wie ein Schaf aussieht, schneide ich ihr noch schnell die Haare. Draußen ist es inzwischen wieder sehr windig und so verziehen wir uns ins Duschgebäude. Es ist eine Weile her, dass ich Helens Haare geschnitten habe ... oooops, sie werden doch recht kurz. Na ja, wächst ja alles wieder! Für den Rest des Abends entspannen wir uns.