22. - 26.01.2020: Lago San Pablo - Cotacachi - Ibarra - Tulcán

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22.01.2020: Cayambe - Lago San Pablo

In Cayambe gibt es laut iOverlander einen kostenlosen Trinkwasserhahn bei der Nestlé Fabrik. Wir füllen alle Wassertanks und Flaschen und gehen dann anschließend noch im Supermarkt einkaufen. Um 16 Uhr sind wir damit erst fertig, aber wir haben es heute nicht weit zu unserem nächtlichen Stellplatz - dem Parque Acuático de Araque am Lago San Pablo. Wir stehen ganz alleine auf dem großen Parkplatz vor dem Restaurant am Wasser. Das Wetter ist schlecht und wer geht da schon zum Baden. Auf der gegenüberliegenden Seeseite sehen wir Otavalo - eine sehr beliebte Stadt bei Touristen, die wie aber auf dieser Reise auslassen - wir waren 2002 schon mal dort und haben uns die berühmten Märkte angeschaut.

23.01.2020: Lago San Pablo - Cotacachi - Ibarra

Am nächsten Morgen scheint die Sonne. Ich stehe früh auf, der See ist spiegelglatt und man hat einen wunderbaren Blick auf die umliegenden Vulkane. Wir frühstücken in aller Ruhe und machen uns dann auf den Weg nach Cotacachi. Während der Fahrt bemerken wir ein lautes, klopfendes Geräusch hinten unter dem Fahrzeug. Was ist das denn? Ich steige durch und versuche mit dem Ohr auf dem Boden zu erkunden, woher es kommt. Dann verschwindet es wieder. Komisch!

Cotacachi ist eine wunderschöne, kleine Kolonialstadt mit vielen Wandmalereien und netten Schnick-Schnacks in den Straßen - sehr fotogen! Laut iOverlander soll es hier auch eine deutsche Bäckerei geben. Wir folgen unseren GPS Koordinaten und parken vor der vermeintlichen Bäckerei, aber die gibt es nicht. Jedenfalls können wir kein Schild sehen. Stimmen die Koordinaten nicht? Wir laufen die ganze Straße ab und fragen am Ende in einem Geschäft nach. Eine Angestellte sagt, die Bäckerei ist direkt neben an. Häh? Und tatsächlich, jetzt ist die Tür auf und wir sehen die Backwaren. W2 steht direkt davor, aber von außen - bei geschlossener Tür - kann man nur eine schwarze Hauswand sehen und würde nie denken, dass das eine Bäckerei ist.

Die Bäckerei heißt Pandala und gehört Yanneck Pack, einem Deutschen, der mit einer Kolumbianerin befreundet ist. Leider sind für heute schon alle Brote und Muffins ausverkauft, aber Yanneck beliefert jeden Donnerstag einen Marktstand in Ibarra - unserer nächsten Station. Wir geben eine Bestellung auf und freuen uns schon auf die Goodies.

Neben der Bäckerei leitet Yanneck noch ein Restaurant mit dem Namen Sub's Station. Es befindet sich ein paar Straßen weiter und wir bestellen einen Falafel Sandwich mit Pommes - super lecker!!!

Wir fahren weiter nach Ibarra - von hinten sind zunächst keine Geräusche zu hören. Kaum erreichen wir die Stadt klopft es hinten schon wieder total laut. Helen fährt rechts ran und ich gucke unten drunter. Einer der hinteren Stoßdämpfer hängt ein wenig schief. Es könnte sein, dass bei der Rotation der Reifen Schläge entstehen. Hmmm, das müssen wir morgen mal in einer Werkstatt abchecken lassen.

Beim Parque Ciudad Blanca in Ibarra finden wir einen super Stellplatz für die Nacht. Helen nutzt den großen Park und macht erst einmal einen langen Spaziergang nach dem Abendessen. Der Park ist wunderbar ausgeleuchtet und wird von den Einheimischen zum Sport machen genutzt.

24.01.2020: Ibarra

Am nächsten Morgen holen wir erst einmal unser Brot und die Muffins ab. Um den kleinen Marktplatz herum gibt es nur Einbahnstraßen und kostenpflichtige Parkplätze, die aber alle besetzt sind. Helen schmeißt mich vor dem Markt raus und soll nur mal schnell eine Runde drehen. Ich brauche ganze 3 Minuten und stelle mich direkt vor dem Markteingang an die Straße. Helen muss eigentlich nur rechts, rechts und rechts fahren, aber sie kommt und kommt nicht. Aus 10 Minuten werden 15 ... ich werde schon total unruhig. Hat sie einen Unfall gehabt? Oder sich verfahren und kommt mit dem GPS nicht zurecht? Ich renne zur Kreuzung, verrenke mir den Hals, wo ist Winnietwo? Nach 20 Minuten kommt sie endlich! Ich steige - total angesäuert! - ins Auto. Wo warst du? Antwort: Ich habe um die Ecke doch noch einen Parkplatz gefunden und 15 Minuten gewartet. Normalerweise quatscht du dich fest! Grrrrr ...!!!!

Anschließend fahren wir zu einer Werkstatt, die wir in iOverlander gefunden haben. Sie ist groß genug, dass wir durchs Tor in die Halle fahren können. Ein junger Mechaniker legt sich unters Auto und zieht die Schrauben von den Stoßdämpfern noch einmal richtig an. Jetzt sollte das klopfende Geräusch weg sein. Das Ganze dauert keine 10 Minuten. Ich gehe zum Bezahlen, der Chef ist in die Mittagspause gegangen und muss angerufen werden. 10 US$ wollen sie für die 10 Minuten haben. Ich gebe 5$ und bedanke mich bei dem jungem Mechaniker noch einmal. Helen fährt W2 aus der Werkstatt, kein Klopfgeräusch zu hören. Prima!

Anschließend fahren wir zu einer Propan-Füllanlage. Wir machen vorsichtshalber beide Flaschen voll, denn in Kolumbien scheint es mit dem Propan-Tanken nicht so einfach zu sein. Die beiden vollen Flaschen reichen locker für die nächsten 6 Monate, wir brauchen sie bei dem warmen Wetter ja nur zum Kochen.

Am Nachmittag stoppen wir noch bei einer Lavanderia, um zwei Maschinen Wäsche anzuschmeißen. 7,50 US$ inklusive Trocknen - da kann man nicht meckern! Handtücher, T-Shirts und vor allem Bettwäsche machen wir nie mit der Hand, das braucht einfach zu viel Wasser.

Dann kehren wir für eine zweite Nacht zum Parque Ciudad Blanca zurück. Morgen soll es nach Kolumbien gehen.

25.01.2020: Ibarra - Mautstation nahe San Gabriel

Der Morgen fängt schon mal nicht gut an. Es ist einer dieser Tage, wo man sich am Ende des Tages fragt, warum man nicht im Bett geblieben ist! Da wir eine längere Fahrstrecke vor uns haben (gute 150km bis Tulcán), gibt es heute morgen zum Frühstück Pfannkuchen. Das Mehl landet nicht in der Schüssel, sondern überwiegend daneben. Dann vergesse ich fast Zucker in den Teig zu geben. Wo ist der Pfannenwender? Ah, wie immer in unserer Utensilienkiste. Ich ziehe sie aus dem Küchenunterschrank und rumps ... sie fällt auf den Boden! Ich fange an zu braten ... für den zweiten Pfannkuchen brauche ich mehr Butter in der Pfanne, aber die landet auf der Rückseite vom Beifahrersitz, statt in der Pfanne. Mir entweicht ein "SHIT! SHIT! SHIT!" aus dem Mund. Helen ist seit ein paar Minuten schon in Hochspannung, denn wenn bei mir alles daneben geht (im wahrsten Sinne des Wortes!), dann fürchtet sie es kann nur noch schlimmer werden. "WAS JETZT?", fragt sie. Ich grummel eine nicht-verständliche Antwort und mache weiter. Die Pfannkuchen sind fertig, jetzt nur noch die Bananen in Sirup anbraten, dann können wir endlich frühstücken. Aber natürlich landen ein paar Bananenscheiben nicht in der Pfanne, sondern auf dem heißen Herd ... "SHIT! SHIT! SHIT!". Ich brauche mich gar nicht umzudrehen ... ich spüre in meinem Rücken deutlich, das Helen mit den Augen rollt und sich ein "WAS JETZT?" verkneift! Zu unserer Überraschung sind die Pfannkuchen mit frittierten Bananen lecker! Die Küche sieht aus wie Sau, aber das ist Helens Job!!! Immerhin schaffe ich es heute morgen unsere Toilette zu entleeren, ohne etwas daneben zu gießen! Halleluja!!!

Die Fahrt zur Grenze geht zunächst gut los, die Straße ist in einem sehr guten Zustand und wir kommen voran. 2 1/2 Stunden später fahren wir einen Hügel runter und hören schon wieder ein lautes Klopfen von hinten unter dem Fahrzeug. Um die Ecke liegt eine Tankstelle und wie halten an. Die Stoßdämpfer sehen gut aus. Wo kommt dieses verdammte Klopfgeräusch her? Ich lege mich auf den Weg und lasse Helen langsam vorwärts und rückwärts an mir vorbei fahren. Hin und her, hin und her. Das Geräusch kommt eindeutig vom linken Hinterreifen - bei jeder Umdrehung macht es ein Geräusch. Ich kann allerdings nicht erkennen, ob es vom Stoßdämpfer kommt oder nicht.

Der Tankwart und eine Putzfrau sagen uns, dass es in San Gabriel eine Tankstelle mit Reparaturservice gibt, aber es ist Samstagnachmittag und ob da noch jemand arbeitet??? Wir fahren vorsichtig weiter, das Klopfen wird immer lauter! Bei der Tankstelle in San Gabriel ist kein Mechaniker, aber die Leute versuchen ihn telefonisch zu erreichen. Wir sollen parken und warten, er kommt bald. Wir warten und warten, irgendwann kommt der Bruder vom Mechaniker und sagt, wir sollen zu einer Werkstatt fahren, die 2 Straßenblöcke entfernt ist. Wir fahren dahin, aber die Werkstatt ist geschlossen.

Wir beschließen weiter zu fahren, vielleicht hat ja jemand anderes in der Stadt geöffnet. Inzwischen wird es schon dunkel und es regnet. Wir entdecken eine Waschanlage mit einer Betonrampe, die noch offen war, und biegen spontan ab. Vielleicht lässt sich auf der Rampe was entdecken. Den Jungs vor Ort erklären wir das Problem, fahren W2 dann auf die Rampe und zu viert schauen wir nach. Helen fährt langsam vor und zurück, das Geräusch ist ganz leise zu hören ... irgendwo schleift es bei jeder Umdrehung, aber an den Stoßdämpfern hängt es nicht ... wir sind ratlos! Morgen ist Sonntag, vor Montag hat keiner auf.

Inzwischen ist es völlig dunkel und wir brauchen einen Platz zum Übernachten. Laut iOverlander kann man bei einer Mautstation außerhalb der Stadt stehen. Wir fahren dahin und dürfen den angrenzenden Parkplatz nutzen. Die Mautstation ist die ganze Nacht geöffnet - einspurig in jede Fahrtrichtung, die Fahrzeugschlangen sind lang, die Nacht ist laut. Was für ein Tag!

26.01.2020: Mautstation - Tulcán - Ipiales (Colombia)

Am nächsten Morgen ist es wieder trocken, ich lege mich noch mal auf den Weg, Helen fährt vor und zurück ... ja, der linke Reifen macht auf jeden Fall Geräusche, scheint aber normal zu laufen. Eigenartig! Mit 20km/h fahren wir vorsichtig weiter in Richtung kolumbianische Grenze.

Wir kommen nach gut 12km an einer Reifenwerkstatt vorbei, die auch am Sonntag geöffnet hat, obwohl niemand zu sehen ist. Ich steige aus und klopfe an die Tür des Hauses. Es ist gerade Mittagszeit, aber der Mechaniker kommt raus, um uns zu helfen. Helen muss rückwärts vor die Werkstatt fahren und der Mechaniker und ich sehen, das der linke Hinterreifen richtig wackelt ... oh, oh!

Wir machen die Radkappe ab (warum sind wir da nicht schon vorher drauf gekommen!!!) und bekommen einen riesigen Schrecken - 4 der 5 Schrauben sind nicht nur locker, sie hängen nicht mal mehr im Gewinde! Nur die Radkappe hat dafür gesorgt, dass sie nicht herausgefallen sind! Boah! Eine einzige Schraube ist angezogen! Kein Wunder, dass der Reifen eiert und wir dieses Geräusch haben!

Da hat offensichtlich einer der Jungs in der Quito Werkstatt beim Rotieren der Reifen vergessen die anderen Schrauben anzuziehen. Und wir haben das auch nicht kontrolliert! 330km sind wir seit dem gefahren! Wir hätten einen schweren Unfall haben können!

Wir nehmen anschließend auch die anderen Radkappen ab und ziehen noch einmal jede einzelne Schraube fest. 5 Dollar will der Mechaniker dafür haben - ein wirklich billiger Lebensretter! Uns steht auch Stunden später noch der Schweiß auf der Stirn und beim Schreiben dieser Zeilen bekomme ich schon wieder Schweißnasse Hände. Das hätte echt daneben gehen können! Nie wieder wird uns das passieren! Von nun an kontrollieren wir jede Schraube nach Werkstattbesuchen.

45 Minuten später erreichen wir die Grenzstadt Tulcán. Wir parken um die Ecke von Friedhof! Klingt echt morbide nachdem, was wir gerade hinter uns haben, aber der Friedhof von Tulcán ist ein Muss für Fotografen. Mit Abstand der schönste und interessanteste Friedhof, den ich je gesehen habe. Helen hat kein Bock drauf und entspannt sich lieber bei einem großen Cappuccino und Kuchen in Winnietwo, während ich eine Stunde lang durch den Friedhof laufe, um Fotos zu machen.

Cementerio Municipal José María Azaél Franco in Tulcán - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)


Anschließend fahren wir noch zur Tankstelle, denn der Diesel kostet in Ecuador nur ein Viertel im Vergleich zu den anderen Ländern in Südamerika. Wir wollen den Tank bis zum letzten Tropfen füllen, aber es gibt ein Limit von 15 USD pro Fahrzeug hier. Vermutlich kommen die Kolumbianer nur zum Tanken über die Grenze und deswegen sind die beiden Tankstellen hier begrenzt, ansonsten wären die Zapfsäulen vermutlich ständig leer.

Wir haben noch Tageslicht und beschließen über die Grenze zu fahren. Helen bleibt auf beiden Seiten im Fahrzeug, ich erledige den Papierkram. Die Ausreise aus Ecuador dauert ganze 10 Minuten. Die Einreise auf der anderen Seite dafür deutlich länger. 45 Minuten alleine fürs Abstempeln der Pässe. Vor ein paar Monaten hat das hier noch länger gedauert, denn es gab Massen an Venezolanern, die hier über die Grenze einreisen wollten. Dafür wurden extra überdachte Stühle und Metallgitter eingerichtet, aber zum Glück muss ich nicht in einer langen Schlange warten.

Für die Einreiseerlaubnis des Fahrzeugs ist hier die DIAN zuständig. Helen fährt das Fahrzeug vor und zwei Damen machen einen Kohlepapierabdruck von unserer Fahrzeugnummer, die sich unter der Motorhaube befindet. Anschließend mache ich den Papierkram und auch das dauert, denn die Damen müssen einfach alles bis ins Detail wissen. Nur meine Schuhgröße und Körperlänge nicht!

Anschließend wechseln wir noch 100 US-Dollar in kolumbianische Pesos. Helen hat sich die Scheine erst einmal im Internet angeguckt ... nicht, dass sie uns gefälschte unterjubeln. Aber die offiziellen Geldwechselstuben sind sehr seriös, da muss man sich keine Sorgen machen.

Für Kolumbien ist eine Autoversicherung verpflichtend. Die bekommt man laut iOverlander am besten im Exito-Supermarkt in Ipiales. Wir müssen eh noch etwas Gemüse einkaufen. Der Parkplatz ist Wohnmobil-geeignet, aber leider funktioniert das Computersystem für die Autoversicherung nicht, wir sollen morgen wieder kommen.

Wie treffen auf dem Parkplatz ein Argentinisches Pärchen in ihrem Womo. Sie waren an der Grenze schon direkt hinter uns und wollen hier auch die Versicherung abschließen. Wir unterhalten uns eine Weile und sie geben uns den Tipp die Nacht über bei der Seilbahn auf dem großen Parkplatz zu stehen. Die Teleférico Santuario De Las Lajas liegt nur 6km vom Stadtzentrum entfernt und entpuppt sich als idealer Stellplatz. Großer und kostenloser Parkplatz, saubere Klos, gutes Trinkwasser zum Füllen der Tanks ... das Personal vor Ort kennt Overlander schon und ist sehr hilfsbereit. Die WiFi Verbindung ist etwas wackelig, aber mit dem Booster haben wir Empfang. Willkommen in Kolumbien! Ein neues Land für uns!


Toller Friedhof in Tulcán & Fantastische Kirche in Las Lajas