27. - 30.01.2020: Ipiales - Las Lajas - CO25 - Chachagüí

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27.01.2020: Ipiales

Außer uns stehen noch drei weitere Wohnmobile auf dem Parkplatz. Es regnet den ganzen Morgen und so fahren wir erst um 15 Uhr zurück in die Stadt zum Exito Supermarkt, nur um herauszufinden, dass das Autoversicherungssystem immer noch nicht funktioniert!! Wann es wieder gehen soll, steht in den Sternen. Ohne Autoversicherung können wir die Stadt aber nicht verlassen, es gibt hohe Strafen, wenn man erwischt wird. Vorteil an dieser strengen Regelung ist, dass auch alle Kolumbianischen Autofahrer versichert sind - das ist in den anderen Südamerikanischen Ländern nicht immer so.

Wir lassen W2 auf dem Supermarkt-Parkplatz stehen und machen uns zu Fuß auf. In den angrenzenden Straßen haben wir beim Vorbeifahren mehrfach Schilder mit dem Hinweis SOAT (Autoversicherung) gesehen. Aber ein Besitzer nach dem anderen sagt uns, dass sie das nur für Einheimische machen und verweisen entweder auf den Exito Supermarkt oder auf den Alkosto beim Gran Plaza Centro Comercial Ipiales. Bei dem funktioniert das System aber auch nicht, die Argentinier waren heute morgen da.

Wir überlegen schon, ob wir noch mal zur Grenze zurückfahren, sehen dann aber auf dem Rückweg zum Womo ein ganz kleines Schildchen, dass SOAT für Ausländer anbietet. Das Büro liegt im 2. Stock und wir sind erst skeptisch, aber auf dem Schreibtisch des jungen Mannes stapeln sich die ausgefüllten SOAT Versicherungspolicen. Wir zahlen 70 US-Dollar in bar für eine 3-monatige Versicherung und können diese per WhatsApp wenn nötig verlängern. Die Bezahlung dafür können wir landesweit in jedem Geschäft bezahlen, das GIROS-Zahlungen akzeptiert. Super!

Wir verbringen eine weitere Nacht bei der Seilbahn. Helen liest sich unsere Reiseführer für Kolumbien durch und macht einen groben Plan - wie immer sind wir völlig unvorbereitet, außer, dass ich mir schon vor Monaten die Hauptattraktionen in meine GPS Datei eingetragen habe! So groß ist Kolumbien nun aber auch wieder nicht und drei Monate sollten reichen.

28.01.2020: Las Lajas

Die Seilbahn kostet 14.000 COPS (4,50 US-Dollar) pro Person und geht sehr langsam ins Tal hinunter nach Las Lajas zur berühmten Basilika. Es gibt dort unten nur begrenzte Parkmöglichkeiten für ein Wohnmobil und so überlegen wir erst, ob wir W2 hier oben stehen lassen und mit der Seilbahn hin und zurück fahren. Zu Fuß ist es etwas weit. Aber ich möchte Nachtbilder machen, denn die Basilika ist abends sehr schön angestrahlt. Die letzte Seilbahn geht aber schon vor Sonnenuntergang zurück.

Deshalb entschließen wir uns eine Nacht im Casa Pastoral Las Lajas zu verbringen. Es liegt gegenüber von der Basilika und kostet nur 6,50 US$ pro Nacht pro Zimmer. Platz für Winnetwo gibt es auch auf dem Gelände. Das Hotel ist groß, aber sehr einfach ausgestattet. Es dient den Pilgern und wurde lange Zeit von Nonnen geleitet - heute kann aber jeder hier ein Zimmer mieten. Unser Zimmer ist klein, aber es gibt Strom und ein Badezimmer mit einer heißen Dusche - die Toilette hat aber keine Brille! Anscheinend ist das in Kolumbien normal, denn die meisten Klos haben keine! Obwohl tagsüber draußen T-Shirt Wetter herrscht, ist es im Zimmer arschkalt ... brrrr. Wir beschließen es nur zum Duschen und Aufladen unserer Geräte zu nutzen und werden dann heute Nacht lieber in unserem gemütlichen Wohnmobil schlafen.

Vom Hotel aus hat man schon einmal einen tollen Blick auf einen Wasserfall und die Basilika. Wir packen einen kleinen Rucksack - noch scheint die Sonne, aber für den Nachmittag ist Regen angesagt. Zu Fuß sind es vielleicht 10-15 Minuten zur Basilika runter. Es ist wenig los heute und wir bestaunen die tolle Landschaft, in die diese unglaubliche Kirche gebaut wurde.

Das Santuario de Nuestra Señora de las Lajas ist eine katholische Basilika, die zu Ehren der Nuestra Señora de las Lajas (Maria) erbaut wurde. Die Wallfahrtskirche befindet sich in der Schlucht des Río Guáitara. 1754 soll die Einheimische María Mueses mit ihrer kleinen Tochter Rosa auf dem Weg von Ipiales in ihren Heimatort Potosí unterwegs gewesen sein. Als sie von einem Sturm überrascht wurden, suchten sie Schutz in einer Wegmulde, die sich zwischen den riesigen Schieferplatten auftat. Zur großen Überraschung der Mutter rief die Tochter, die bis zu diesem Zeitpunkt für Taubstumm gehalten worden war, die Mutter an: "Mamita, die Frau ruft mich..." Eine Erscheinung der Jungfrau Maria erschien auf einer Felsplatte (Laja bedeutet Platte).

Am 15. September 1754 wurde der Ort zu einem Wallfahrtsort für die ganze Region, inklusive den Norden Ecuadors ernannt und man begann, das Heiligtum zu errichten. In fünf deutlich getrennten Bauabschnitten entwickelte sich das Santuario bis zu seiner heutigen Form. Jedes Jahr pilgern Tausende Gläubige vom 15. bis 18. September hierher. Der erste Schrein wurde im 18. Jahrhundert erbaut. Der Bau der heutigen Kirche dauerte 33 Jahre von 1916 bis 1949. Sie ist 100 Meter hoch und hat eine 50 Meter hohe Brücke. In den Felsen gebaut erhielt sie 1994 den Status einer Basilika.

Drei Stunden schauen wir uns diesen wirklich eindrucksvollen Ort an. Helen hat ihren kleinen, roten Sonnenschirm dabei. Eigentlich, um sich vor der Sonne zu schützen, aber zwischendrin regnet es immer wieder für ein paar Minuten. Multifunktional ... dieser kleine Schirm! 824 Stufen erklimmen wir (Helen hat sie gezählt!) und am Ende schauen wir uns noch das interessante Museum in den unteren Gewölben der Kirche an - Eintritt 1 US$ pP.

Zeit für unsere Kaffee und Kuchenpause - wir sind müde und hungrig. Den Nachmittag verbringen wir dick eingepackt im eiskalten Zimmer. Ich arbeite an unserer Webseite. Helen nutzt das SmartPhone zur weiteren Recherche. Abends laufen wir noch mal zur Basilika runter, um weitere Fotos zu machen. Die Basilika wird bunt mit Kaleidoskop-Mustern beleuchtet. Weitere 400 Treppenstufen kommen hinzu! Hält uns fit! Aber es lohnt sich.

Abends duschen wir heiß - alleine das sind die 6,50 US$ wert. Das Hotel schließt seine Türen um 22 Uhr, also ziehen wir um 21.45 Uhr für die Nacht um und schlafen in unserem eigenen Bett - herrlich!

29.01.2020: Las Lajas nach Chachagüí

Gegen Mittag verlassen wir den Parkplatz bei der Seilbahnstation. In Ipiales gehen wir noch schnell einkaufen und Geld beim Western Union abholen. Anschließen fahren wir auf Landstraßen durch die Berge weiter nach Norden. Eigentlich eine sehr schöne Strecke, aber heute regnet es heftig und dreimal müssen wir durch große Baustellen - die Panamericana wird ausgebaut. Es ist schlammig, viele Laster sind unterwegs und wir kommen nur langsam voran.

Auf besseren Straßenabschnitten müssen wir ebenfalls höllisch aufpassen, denn von hinten wird rücksichtslos überholt. Teilweise setzten 3 bis 4 Fahrzeuge gleichzeitig und nebeneinander zum Überholen an, im Gottvertrauen darauf, dass nicht gerade in diesem Moment Gegenverkehr kommt. Uns stockt der Atem! Nicht, dass uns nicht schon andere davon erzählt haben, dass Autofahren in Kolumbien anstrengend und gefährlich ist!

Eine Stunde vor Sonnenuntergang - okay, den werden wir aufgrund des schlechten Wetters heute nicht erleben! - müssen wir uns auch noch durch den dichten Feierabendverkehr von Pasto wühlen. Südlich von der Stadt waren wir eigentlich schon richtig auf die neue Ringstraße, die östlich an Pasto vorbeiführt, abgebogen, aber außer uns gab es kein weiteres Auto auf der Strecke. Uns kam das komisch vor und so sind wir wieder umgedreht und haben die Straße quer durch die Stadt genommen. Im Nachhinein ein Fehler, der viel Zeit gekostet hat!

Trotzdem schaffen wir es noch mit dem letzten Tageslicht zu einer ruhigen Mobil-Tankstelle nördlich von Chachagüí zu kommen. Hier gibt es außer zwei Tankstellen weit und breit keine größere Ortschaft und wir verbringen eine ruhige Nacht. Leider kennt der junge Mann an der Zapfsäule das Passwort für die WiFi Verbindung hier nicht.

30.01.2020: Chachagüí nach Remolino

Am frühen Nachmittag fahren wir einfach nur über die Straße zur gegenüberliegenden Tankstelle, denn hier funktioniert das Internet sehr gut. Der HSV spielt heute gegen Nürnberg und gewinnt 4 zu 1. Wir sind happy, Uwe dafür weniger. Jeder hat halt so seinen Lieblingsverein und wir nehmen das Ergebnis sportlich und bleiben natürlich weiterhin befreundet.

Die Uhr bewegt sich schon auf 17 Uhr zu und man könnte theoretisch noch eine Nacht hier stehen bleiben, aber wir beschließen spontan weiter zu fahren - noch ist es gut 1,5 Stunden hell draußen. Es geht durch die Berge - zwischen 650 und 1650 Höhenmetern ständig rauf und runter. Eine ziemliche Achterbahnfahrt und so schaffen wir gerade einmal 50km.

Laut iOverlander gibt es hinter einer Tankstelle in Remolino einen guten und sicheren Stellplatz für die Nacht und in der Tat ... der Lastwagenparkplatz liegt geschützt und bietet viel Platz. Remolino liegt in einen Tal auf gut 600 Höhenmetern. Auch spät abends ist es noch heiß und schwül. Ich renne los, um uns was zum Abendessen zu kaufen. Bei dieser Hitze habe ich keinen Bock im Auto auch noch zu kochen. Meine Suche ist wenig erfolgreich. Ein mit Käse gefülltes Baguette und Kuchen. Helen verdreht die Augen ... schon wieder Kuchen? Du hast doch erst gestern ganz viel im Supermarkt gekauft. Stimmt! Neben Orangenkuchen habe ich jetzt noch Käsekuchen für mich und Vanille-Schnitten für Helen mitgebracht. Die sahen einfach lecker aus!

Der Lastwagenparkplatz stellt sich als gut heraus. Abgesehen von ein paar ankommenden Lastwagen ist es in der Nacht relativ ruhig. Leider aber viel zu heiß. Um Mitternacht zeigt das Thermometer im W2 immer noch 29°C an!


Toller Friedhof in Tulcán & Fantastische Kirche in Las Lajas.