06. - 09.02.2020: Cali - Finca Alejandría "El Paraiso de los Colibries" - San Cipriano

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06.02.2020: Silvia nach Cali

Nach unserem kurzen, aber super tollen Aufenthalt in La Bonanza machen wir uns wieder auf den Weg nach Norden und bekommen keine 15 Minuten später die ersten Probleme. In Piendamó zeigt uns unser GPS einen falschen Weg, um wieder auf die Panamericana zu kommen. Erst geht es steil den Berg hoch, dann durch eine Unterführung auf die andere Seite der Panam. Häh, wo ist die Zufahrt? Wie hoppeln über einen Sand-Schotter-Weg parallel zur Panam. Ein Polizei-Motorrad fährt hinter uns. Wir fragen die beiden netten Beamten, wie wir denn jetzt fahren müssen. Wir sollen ihnen einfach nur folgen. Machen wir! Am Ende der holprigen Straße geht eine Böschung steil nach oben ... oh, oh ... die Kante oben an der Hauptstraße ist so stark angewinkelt, dass Winnietwos Unterboden ein paar Kratzer bekommt.

Von Piendamó sind es noch etwa 100km bis Cali. Hier gibt es eigentlich nichts zu sehen, aber wir haben einen Termin in der Autowerkstatt von Henry für morgen früh vereinbart. Er spricht Englisch! Mal wieder ein sehr guter Tipp aus iOverlander. Viele Wohnmobile haben hier schon eine Reparatur machen lassen. Wir hatten ihm bereits aus Ecuador WhatsApps geschickt und gefragt, ob er uns vorne neue Bremsbelege besorgen und das knackende Antriebswellengelenk reparieren kann. Er hatte uns prompt geantwortet und wir sind frohen Mutes, dass Winnietwos Probleme endlich beseitigt werden können.

Der Verkehr in Cali ist enorm! Hunderte von Mopeds und diverse Baustellen lassen uns nur langsam vorankommen und so ist es schon 17 Uhr bis wir bei der Werkstatt ankommen. Henry ist nicht da. Schade, denn wir hatten gehofft, die Nacht in der Werkstatt verbringen zu können - Cali ist nicht gerade das sicherste Pflaster in Kolumbien! Aber Henrys Manager sagt, wir sollen morgen früh zurückkommen!

Also laufe ich zu Fuß los und gucke, ob es in den umliegenden Straßen irgendeine Parkbucht gibt. Zwei Männer sehen mich und fragen, was ich denn suche. Ich erkläre ihnen unsere Situatation ... wo könnte man denn hier sicher für die Nacht parken? Einer der Männer sagt, wir sollen ihm folgen. Gleich um die Ecke gibt es ein kleines Elektrizitätswerk und er kennt den Wachmann.

Die gesicherte Einfahrt vom Elektrizitätswerk liegt in einer Sackgasse. Hier parken nachts auch LKWs - ein kleiner Geheimtipp keine 2 Minuten von Henrys Werkstatt entfernt. Unser netter Helfer spricht mit dem Wachmann und wir können direkt vor dem Tor und dem Wachhaus parken. Super! Viel geschlafen haben wir aber nicht, denn es ist tierisch heiß in Cali - mehr als 30°C im Auto nachts!

07. - 08.02.2020: Cali

Pünktlich um 7.50 Uhr stehen wir bei Henry vor der Tür. Er begrüßt uns herzlich und gibt uns seinen besten Mechaniker. Während dieser das Antriebswellengelenk ausbaut (das wird von einer anderen Werkstatt repariert), machen wir es uns oben im Büro gemütlich. Dort bekommen wir Strom und den Zugang zum WiFi und so können wir an unserer Webseite arbeiten, während W2 unten in besten Händen ist.

Die neuen Bremsbeläge für vorne sind von VW, passen aber super zu unserem FIAT Ducato. In Ecuador konnten wir nämlich keine bekommen. Dabei stellt unser Mechaniker fest, dass die Schrauben für unsere Bremsschuhe erneuert werden müssen, die alten klemmen. Er überprüft eigenständig die hinteren Bremstrommel. Die Belege sind noch in Ordnung, aber die Trommeln müssen gereinigt und geölt werden. Später wird dann noch das reparierte Antriebswellengelenk wieder eingebaut. Um 18.30 Uhr ist alles fertig und Henry erlaubt uns die Nacht über in der Garage zu stehen, damit er mit uns morgen früh noch eine Testfahrt machen kann. Super!

Henry ist ein wirklich interessanter Typ - er fährt Rallys ins seiner Freizeit und zeigt uns sein selbstgebautes Prunkstück. Sein nächstes Rennen ist in 4 Wochen - ein Rennen, das er in den letzten 4 Jahren immer gewonnen hat! Wir drücken ihm die Daumen!

Die Nacht in der Garage ist zunächst nicht gerade leise. Einer von Henrys Mechanikern arbeitet nachts nach der Arbeit an seiner Corvette. Ein neuer Auspuff - Marke Eigenbau - wird gebogen, geschweißt und später dann eingesetzt. Ich schaue mir das Ganze interessiert an, denn die Corvette steht auf der Hebebühne und wann kann man solch einen Klassiker schon mal von unten sehen! Um 1 Uhr morgens geht er dann nach Hause und wir haben unsere Ruhe. Wir stecken am Strom und können so wenigstens alle Ventilatoren auf vollen Touren laufen lassen - ansonsten halten wir die Hitze im Auto nicht echt nicht aus!

Der HSV spielt live und wir gucken online das Spiel zum Frühstück. HSV gewinnt - hurra! Um 9.15 Uhr machen wir dann die Probefahrt mit Henry, um zu überprüfen, ob unser Antriebswellengelenk und die Bremsen ordnungsgemäß funktionierten. Henry weist Helen den Weg über die großen Hauptstraßen und durch den dichten Verkehr. Es geht in die hügeligen Außenbezirke von Cali. Unser Achsengelenk macht unter der Belastung keinen Murks ... super! Die rechte Bremsbacke schleift ab und zu ein wenig, aber das geht sicher bald weg.

Zurück in der Werkstatt bezahlen wir unsere Rechnung von umgerechnet 250 US Dollar und wir fahren dann anschließend zum nächsten Jumbo-Supermarkt. Wir müssen mal wieder einen Großeinkauf machen. Am Nachmittag regnet es so heftig, dass wir einfach beim Jumbo für eine weitere Nacht stehen bleiben. Es ist eine wohlhabende und sichere Gegend und niemand stört uns hier.

09.02.2020: Cali via Finca Alejandría nach San Cipriano

22km nordwestlich von Cali befindet sich die Finca Alejandría - ein weiterer Tipp in iOverlander. Hier hat ein Argentinisches Pärchen in unserem Alter ein wunderschönes Gelände angelegt mit einem kleinen Restaurant und einem tollen Garten. In den Bäumen und auf Metallständer befinden sich Schalen mit Wasser, die Hunderte von Kolibris und andere Vögel anlocken.

Der Argentinier begrüßt uns schon auf dem kleinen Parkplatz beim Aussteigen. Wir sollen uns schnell die Kamera schnappen ... ein Quetzal Pärchen sitzt ganz dicht in den Bäumen. Ich renne gleich los und Helen schließt in aller Ruhe das Auto ab. Ungefähr 20 Besucher starren alle in eine Richtung und große Kameralinsen richten sich auf das dichte Grün ... wo sind denn die Quetzals frage ich leise die nebenstehende Person. Man zeigt mir die Richtung, aber ich sehe nichts! Erst als einer der Quetzal zu einem anderen Ast fliegt, sehe ich ihn. Wow! Im Gegensatz zu den Quetzals, die wir schon in Guatemala bewundern durften, hat das Männchen hier keine langen Schwanzfedern.

Drei Stunden verbringen wir auf dieser tollen Finca. Kolibris in allen Farben und Formen schwirren um uns herum und lassen sich super fotografieren. Bunte Meisen lieben die ausgelegten Bananen und der Garten lädt zu einem kleinen Rundgang ein. Der Eintritt kostet 20.000 Cops pro Person (etwa 5 EURO), aber die zahlt man echt gerne! Ein toller Abstecher, der sich 100% gelohnt hat!

Leider dürfen wir dort nicht über Nacht parken und die 3,6km lange, unbefestigte Zufahrtsstraße durch den Wald ist auch zu eng und hat viele Schlaglöchern. Wir beschließen deshalb noch bis San Cipriano (75km entfernt) zu fahren und uns dort einen Stellplatz für die Nacht zu suchen. In Loboguerrero biegen wir auf die Ruta 40 ab. Sie führt bis ans Meer nach Buenaventura, wo einer der bedeutendsten Frachthäfen Kolumbiens ist. Entsprechend viel Lasterverkehr ist auf der Straße.

12 Tunnel müssen wir durchfahren. Einige davon brandneu und mehrere Kilometer lang. Kaum verlassen wir den letzten Tunnel fängt es wie aus Kübeln an zu regnen ... sintflutartig!!! Die Vegetation rechts und links von der Straße sagt schon alles: dichtester Regenwald ... hier regnet es wahrscheinlich fast immer! Wir können auch bei schnellster Scheibenwischerstufe kaum was sehen. Oh, oh ... hoffentlich finden wir einen trockenen Platz für die Nacht!

San Cipriano ist ein ganz kleines Kaff in einem Naturreservat, in dem eine kleine afro-kolumbianische Gemeinde lebt. Der kleine Ort liegt mitten im Dschungel ohne Straßenanbindung. Er kann nur zu Fuß, per Boot und mit einer ganz speziellen Hexen-Bahn erreicht werden. Dazu aber mehr im nächsten Bericht.

Von der Hauptstraße biegen wir auf eine asphaltierte (Hurra!) Zugangsstraße zu einem großen Parkplatz ab. Es regnet immer noch in Strömen. Der Parkplatz liegt auf einem Hang und das Regenwasser füllt die tiefer gelegenen Kuhlen. Shit, wir wollten hier eigentlich über Nacht stehen bleiben.

Das kleine Besucherzentrum für die Touren nach San Cipriano scheint offen zu sein. Helen hält direkt vor der Tür, aber ich muss erst aussteigen, um mit jemanden zu sprechen. Zwei junge Damen und ein Kind schauen mich beim Betreten der Holzhütte etwas verdattert an. Was will die denn bei so einem Scheißwetter hier? Auf dem riesigen Parkplatz steht nicht ein Auto! Ich frage, ob wir heute Nacht hier stehen dürfen ... wir möchten gerne morgen auf eine Tour gehen. Eine der Damen hebt den Zeigefinger und deutet mir an, ich soll kurz warten. Sie greift zum Smartphone und ruft jemanden an. Nach 1 Minute legt sie auf und sagt mir, dass wir bis zum Ende des Parkplatz fahren sollen. Dort befindet sich eine Straße, die runter zu ein paar Häusern führt. Dort gibt es einen Parkplatz, auf dem noch Plätze frei sind. Aha!

In diesem Moment wird der Regen etwas weniger und da ich eh schon klitschnass bin (nur von den 10 Sekunden, die ich gebraucht habe, um in die Hütte zu sprinten!!!) beschließe ich mir das erst einmal zu Fuß anzugucken. Die Straße ist steil, aber mit zwei Betonspuren gut befahrbar ... soweit schon mal gut. Unten angekommen frage ich nach dem Parkplatz und man sagt mir, ich soll bis zum letzten Haus gehen. Gar nicht so einfach, denn die Straßenbiegung unten ist wie ein reißender, schlammiger Fluss. Ich habe Gummilatschen an, also kein Problem. Und tatsächlich ... beim letzten Haus gibt es einen kleinen Parkplatz für etwa 6 bis 8 PKWs und noch besser ... er ist mit Wellblech überdacht!!! Kein Fahrzeug weit und breit, aber der nette Besitzer wartet schon auf mich. Ich mache einen 24-Stunden-Preis für umgerechnet 6 US$ aus und er gibt uns dafür zusätzlich noch einen Stromanschluss. Trotz des Regens ist es nämlich immer noch sehr heiß und die Luftfeuchtigkeit liegt bei 99% - wir brauchen auch nachts wieder unsere Ventilatoren.

Ich renne anschließend die steile Straße wieder hoch und verkünde Helen die frohe Botschaft. Ein vom Regen geschützter Platz und obendrein noch sicher, wenn wir morgen auf Tour gehen ... was will man mehr! Keinen Regen, aber dieses Glück haben wir leider nicht ... es regnet die ganze Nacht und wir bekommen wenig Schlaf, denn unter dem Wellblechdach ist es laut vom Prasseln des Regens.


Tour in Popayán. Toller Markt in Silvia. Vogelparadies Finca Finca Alejandría.