12. - 16.02.2020: Buga - Salento - Valle del Cocora

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12.02.2020: Lago Calima nach Tambo El Edén

Mit Janette, die geführte Wohnmobiltouren für SeaBridge in Südamerika durchführt, haben wir ab und an Kontakt via WhatsApp. Dieses Jahr sind wir der Tour ein paar Tage voraus und so schicken wir Janette hier und da aktuelle Infos über den Straßenzustand und über mögliche Übernachtungsplätze für ihre große Gruppe.

Nun kommt eine doch recht besorgniserregende Nachricht von ihr. Maria, eine Mitarbeiterin von Janette, die in Kolumbien lebt, berichtet, dass die Guerilla Nationale Befreiungsarmee (ELN) einen landesweiten bewaffneten Streik durchführt. Er ist für 72 Stunden angekündigt und findet vom 14. bis zum 17. Februar statt. In einer Mitteilung der ELN heißt es, dass die Bevölkerung in ihren Häusern oder an ihren Arbeitsplätzen sowie auf den Feldern sicher sei, jedoch auf jede Art der Beförderung und des Transports verzichten solle. Wer dem zuwider handle und den Streik sabotiere, trage im Fall des Verlusts seines Transportmittels und der Ware die volle Verantwortung. Um die Bevölkerung vorzubereiten und keiner "unnötigen Gefahr" auszusetzen, habe man den Streik rechtzeitig angekündigt. Auch wenn in dem Kommuniqué keine Details dazu erwähnt werden, lässt das Datum darauf schließen, dass mit der Aktion des Befreiungstheologen Camilo Torres Restrepo gedacht werden soll. Torres wurde am 15. Februar 1966 in einem Gefecht im Department Santander getötet, nachdem er sich vier Monate zuvor der ELN angeschlossen hatte. Nach seinem Tod wurde Torres zu einer Ikone der lateinamerikanischen Linken und Befreiungsbewegungen. Die kolumbianische Regierung reagiert sofort und versetzt die Streitkräfte in höchste Alarmbereitschaft. Das Militär wird ausgesendet, aber wie will man alle Straßen schützen? Kolumbianer und Reisende sollen sich vorsichtshalber an diesen Tagen von den Straßen fernzuhalten!

Janette, die mit ihrer Gruppe noch im Norden von Ecuador ist, verschiebt die Grenzüberquerung für ein paar Tage und muss entsprechend umdisponieren. Wir beschließen nach Salento zu fahren und uns dort für die Zeit auf einen Campingplatz zu stellen. Wir geben außerdem die Warnung an andere Reisende weiter, die wir unterwegs getroffen hatten.

Wir verlassen also den schönen Platz am Lago Calima und fahren weiter nach nach Norden. In Buga stocken wir unsere Vorräte für die nächsten Tage auf. Wir sind nicht die einzigen ... auch die Einheimischen machen ihre Einkaufswagen voll. Die ELN ist bewaffnet und bekannt für ihre gewalttätigen Aktionen. Dazu aber mehr später.

Wir fahren anschließend noch kurz in das schöne Stadtzentrum vom Buga und ich mache schnell ein paar Bilder von der Kathedrale. Es findet aber gerade ein Gottesdienst statt und da kannst du nicht einfach rumlaufen und Fotos schießen. Schade, denn diese Kirche ist sehr schön.

Am späten Nachmittag erreichen wir den Tambo El Edén, den ersten von vier Tambo-Raststätten, die speziell in dieser Region für Autoreisenden gebaut wurden. Hier gibt es saubere Toiletten, ein Café mit leckeren Kuchen und Snacks, sehr gutes WiFi und nachts werden sie von bewaffneten Sicherheitsmännern bewacht. Wir dürfen uns sogar an eine Steckdose anschließen und Wasser tanken.

Während ich mich mit den Leuten vor Ort abspreche, wo wir uns am besten hinstellen, sitzt Helen im Auto und wartet, dass sich der Motor abkühlt. Es ist ein wahnsinnig heißer Tag und unsere Maschine zeigt 95°C an. Helen hat den zuschaltbaren Ventilator zum Abkühlen angemacht, merkt aber bei dem lauten Straßenlärm gar nicht, dass dieser nicht anspringt. Die Temperatur im Motor steigt und steigt. Oh, oh ... da hilft im Moment nur eines: Motor ausmachen, Motorhaube auf und warten. Ich stelle ein paar Tage später fest, dass das Relais für den Ventilator total durchgeschmort ist. Scheiße! Wir brauchen den Ventilator hier, um besonders an heißen Tagen die Berge und Hügel hoch zukommen, ohne den Motor zu überhitzen.

13.02.2020: Tambo El Edén nach Salento

Nach Salento sind es am nächsten Tag aber nur 34km. Wir stellen die Heizung auf höchste Stufe, um die Temperatur in der Maschine so gering wie möglich zu halten. Draußen sind es weit über 30 Grad im Schatten, wir schwitzen uns trotz offener Fenster und Fahrtwind tot! Normalerweise wären wir gleich in Armenia - einer recht großen Stadt - zu einer Werkstatt gefahren, aber da hätten wir bestimmt erst am nächsten Tag einen Termin bekommen und das wäre der erste Tag für die angekündigten ELN Aktionen gewesen.

Also geht es direkt zum Campingplatz Guaduales de la Floresta. Er ist einfach zu erreichen und liegt nicht weit vom Stadtzentrum entfernt. Zu Fuß sind es vielleicht 10 Minuten. Wir stellen uns direkt neben das Duschhaus und Omar, der Besitzer, öffnet eines der Zimmer, damit wir uns dort in die Stromdose einstöpseln können. Vor den Pferdestellen gibt es noch mehr Stellplätze, aber leider keinen Stromanschluss und Helen geht der Stallgeruch dort unten auf die Nerven. Wir stehen oben zwar etwas schräg, aber mit eine paar Steinen und Holzbretter unter dem linken Hinterrad ist auch das schnell behoben. Dusche und Toiletten sind super sauber, nachts ist es ruhig und der Platz liegt wunderschön zwischen Bäumen und Sträuchern, in denen man täglich viele bunte Vögel beobachten kann. Ein toller Platz, auf dem wir es gerne ein paar Tage aushalten werden. Wer möchte kann mit Omar oder seinem Sohn Diego auch Reitausflüge machen ... das ist aber nicht so unser Ding!

Wir machen uns gleich für unseren ersten Spaziergang in den Ort fertig. Salento liegt auf einer Höhe von 1895m und im Vergleich zur Hitze aus den letzten Tagen, ist es hier angenehm warm und luftig. Der Ort mit seinen wunderschönen bunten Häusern ist eine Attraktion für Touristen. Über eine Million strömen pro Jahr hierher, um die traditionelle Architektur der Kaffeeregion Kolumbiens zu genießen. Salento ist außerdem der Ausgangspunkt für Ausflüge zu Kaffeeplantagen sowie in das Cocora-Tal, das für seine großen Quindio-Wachspalmen bekannt ist.

Sightseeing macht hungrig und da es in Salento überall sehr interessante Restaurants und Cafés gibt, verzichten wir heute auf unsere eigene Küche und gehen was essen. Die Speisekarte von Brunch Diner lässt uns das Wasser im Mund zusammenlaufen. Ich entscheide mich für die Holy Guacamole - einen riesigen Chicken-Burger mit Pommes Frites und Guacamole, Helen nimmt die BBQ Spare Ribs mit Salat. Die Portionen sind monstergroß und wir lassen den Rest einpacken. Für den Nachtisch - und der sieht auch super aus - haben wir keinen Platz mehr.

Abends schauen wir im Internet erst einmal nach, wer und was die ELN eigentlich sind. ELN steht für Ejército de Liberación Nacional. Sie wurde 1964 von Fabio Vasquez Castaño in Kolumbien gegründet und gehört somit zu den ältesten noch aktiven Guerillaorganisationen Lateinamerikas. Die Gruppe rekrutiert sich vor allem aus dem urbanen und intellektuellen Milieu und soll im Moment etwa 5000 bewaffnete Kämpfer haben. Eine straffe Kommandostruktur soll es nicht geben.

Sie orientierte sich anfangs an den Schriften Che Guevaras, insbesondere an der Theorie des Fokismus, d. h. des zunächst lokal begrenzten Aufstandes, der sich letztendlich als flächendeckende Revolution ausweiten soll. Sechs Monate nach der Gründung der ELN besetzte eine jeweils zur Hälfte aus Bauern und Studenten bestehende erste bewaffnete Gruppe im Januar 1965 die Stadt Simacota. Der ELN gelang es, sich in der Tradition der Bauernrevolten zu verankern.

1973 erlitt die ELN bei Anorí (Dep. Antioquia) eine einschneidende militärische Niederlage und wurde fast völlig zerschlagen. An die 200 Guerilleros kamen ums Leben, nur wenige Dutzend überlebten. 1978 setzte, nicht zuletzt unter dem Eindruck der einschneidenden militärischen Niederlage von 1973, ein Umdenken ein: die ELN führte erstmals das Recht auf freie Meinungsäußerung ein (vorher wurden interne Debatten durch das Erschießen von Abweichlern unterbunden), Entscheidungsgremien wurden demokratisiert. Innerhalb der nächsten neun Jahre stiegen die Mitgliedszahlen explosionsartig von drei auf über dreißig Fronten an.

Nach ihrer Reorganisierung konnte die ELN in den Landstrichen zwischen Karibikküste, venezolanischer Grenze und nördlicher Cordillera Central immer mehr Gebiete unter ihre Kontrolle bringen, so dass die Ausübung staatlicher Gewalt dort kaum noch möglich war. Sie installierte ein eigenes Verwaltungssystem, erhob Steuern und intervenierte im Konflikt zwischen Großgrundbesitzern und Kleinbauern. Die meisten ELN-Gliederungen engagierten sich in einer Vielzahl örtlicher Hilfsprojekte und bauten die Sozialfürsorge für die ländliche Bevölkerung als nichtmilitärisches Projekt der Guerilla aus. Die Hauptforderung der ELN bestand seit Beginn der 1980er Jahre in einer Nationalisierung der Bodenschätze. Die Rebellen gingen gegen multinationale Konzerne vor und verübten Sabotageanschläge auf Erdöl-Pipelines. Die Haupteinnahmen der Gruppierung bildeten Schutz- und Lösegelder aus Erpressungen und Entführungen. Die Besteuerung des Kokaanbaus lehnte die ELN jederzeit ab. Im Gegensatz zu den vorrangig in den südlichen Landesteilen operierenden FARC verbot die ELN mehrmals die Aussaat.

Anfang 1996 schlug die ELN die Einberufung einer Nationalkonvention vor, auf der die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen Konzepte zur Veränderung der kolumbianischen Gesellschaft erarbeiten sollten. Unter Schirmherrschaft der deutschen Bischofskonferenz fand im Juni 1998 im bayerischen Kloster Himmelspforten ein Treffen zwischen ELN und führenden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus Kolumbien statt. Man vereinbarte, eine Nationalkonvention unter Beteiligung aller gesellschaftlichen Gruppen durchzuführen – von Viehzüchtern und Industriellen einerseits bis hin zu Indígena-Verbänden, Studentengruppen und Gewerkschaften andererseits. Das Vorhaben scheiterte aber an der Weigerung des kolumbianischen Staates der Forderung der ELN nach einer demilitarisierten Zone zuzustimmen, um dort die geplante Nationale Versammlung abhalten zu können.

Während der Regierungszeit von Präsident Álvaro Uribe Vélez gerieten die beiden Rebellengruppen FARC und ELN stark in die Defensive. Die Regierung investierte beträchtliche Haushaltssummen in die personelle Verstärkung von Polizei und Streitkräfte Kolumbiens und verabschiedete ein Gesetz, das Militärkommandanten in umkämpften Gebieten eine weitreichende Aufhebung von Grundrechten gestattete und beispielsweise Verhaftungen ohne richterliche Anordnung ermöglichte. Gemeinsam mit den USA wurde im Jahr 2002 der Plan Colombia verabschiedet und im Jahre 2004 durch den Plan Patriota ersetzt. Durch die damit verbundene Militärhilfe der USA und die stärkere Bekämpfung der Guerilla wurde die ELN weiter in die Defensive gedrängt, die Zahl der aktiven Kämpfer sank von 5000 Mitte der 1990er Jahre auf wohl zwischen 2000 und 3000. Führer der ELN von 1982 bis zu seinem Tod 1998 war der aus Spanien stammende exkommunizierte Priester Manuel Pérez Martínez.

Im Oktober 2006 begannen Friedensverhandlungen in der kubanischen Hauptstadt Havanna. Sie wurden von Vertretern Spaniens, Norwegens und der Schweiz begleitet. Ende des Jahres 2007 wurden die Friedensverhandlungen ausgesetzt. Die Europäische Union hat die ELN auf die Liste der Terrororganisationen gesetzt.

Nachdem der ELN im Dezember 2006 seitens der FARC der Krieg erklärt worden war und es zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Gruppierungen gekommen war, gab die ELN im Dezember 2009 bekannt, dass sie sich mit den FARC geeinigt haben, die zwischen den beiden Organisationen bestehenden Feindseligkeiten zu beenden und Schritte zur Vereinigung der beiden Organisationen zu unternehmen.

Anfang Februar 2013 gab die ELN bekannt, zwei deutsche Bundesbürger entführt zu haben. Nach eigenen Angaben handele es sich dabei um "Geheimagenten", da sie ihren Aufenthalt in der Region Catatumbo nicht weiter hätten begründen können. Deutsche und kolumbianische Behörden bestätigten die Entführung zuerst nicht, wollten der Verlautbarung allerdings nachgehen. Am 8. März 2013 endete die Entführung, beide deutsche Rentner im Alter von 69 und 72 Jahren wurden dem Roten Kreuz übergeben. Die ELN hatte die Weltreisenden für Spione gehalten.

Während am 22. Juni 2016 ein endgültiger Waffenstillstand mit der FARC vereinbart wurde, gilt die ELN als Hindernis für die Friedensbemühungen in Kolumbien. Zwar kam es im März zu geheimen Friedensverhandlungen zwischen der Regierung und der ELN, allerdings forderte Präsident Juan Manuel Santos als Voraussetzung für echte Verhandlungen die Freilassung aller Geiseln. Nachdem am 2. Februar 2017 eine der letzten Geiseln der ELN freigelassen worden war, begannen am 7. Februar 2017 in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito Gespräche zwischen der Regierung und der ELN mit dem Ziel der Entwaffnung. Insgesamt fünf Runden Verhandlungen gab es von Februar 2017 bis 2018, allerdings wurde die Runde Anfangs 2018 wegen eines Sprengstoffanschlags ausgesetzt. Zu einem weiteren Sprengstoffanschlag am 27. Januar 2018 bekannte sich die ELN selber und die Gespräche wurden auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.

Duque hatte die Friedensverhandlungen mit der ELN seit seinem Amtsantritt im Mitte August 2018 auf Eis gelegt und im Januar 2019 für beendet erklärt, nachdem die Guerilla ein Attentat am 17. Januar 2019 auf eine Polizeischule in Bogotá verübt hatte. Ein mit Sprengstoff beladenes Auto wurde auf das Gelände der Schule gefahren und dort sofort zur Explosion gebracht. Mindestens 21 Menschen kamen ums Leben. Seitdem verlangt Kolumbiens Regierung von Kuba die Auslieferung der Verhandlungsdelegation der ELN. Diese befindet sich weiterhin in Kuba und fordert eine Weiterführung der Gespräche. Duque knüpft dies jedoch an die Bedingung, dass die ELN "alle Entführten freilässt und auf alle gewaltsamen Aktionen verzichtet".

Laut der Stiftung Ideas para la Paz ist die ELN in den letzten Jahren auf fast 5.000 Kämpfer angewachsen. Am stärksten vertreten sei sie in den Regionen Arauca, Chocó und Norte de Santander. Im Zuge der COVID-19-Pandemie kündigte die ELN eine vorübergehende Waffenruhe an. Vorausgegangen war ein Aufruf des UN-Generalsekretärs António Guterres an alle Konfliktparteien weltweit.

14.02.2020: Salento

Das schöne an Salento ist, dass man den ganzen Ort locker zu Fuß abklappern kann. Neben dem bunten Häusern findet man auch farbenfrohe Wandmalereien. Per Zufall entdecken wir ein kleines Restaurant, bei dem man auch Ziplining über eine kleine Schlucht machen kann. Statt uns selbst in die Seilen zu hängen, schauen wir einer Gruppe junger Kolumbianer zu.

Anschließend wird es dann auch sportlich für uns. Wir erklimmen die 242 Stufen zum Mirador und machen oben eine Schleife durch den kleinen Wald, die an einem weiteren Aussichtspunkt endet, von dem man bei schönem Wetter einen Blick in das nahe gelegene Cocora Tal hat.

Auf dem Rückweg zum Campingplatz entdecken wir einen kleinen Laden, bei dem man lokal angebaute Macadamia Nüsse kaufen kann. Die kenne ich noch aus Australien. Sie stammen ja ursprünglich aus Queensland, werden aber heute auch in anderen Subtropischen Ländern angebaut. Die Besitzerin des Ladens erzählt mir, dass jemand sie hier in Salento einfach mal aus Neugierde gepflanzt hat und heute damit eine kleine Farm betreibt. Wir lieben diese Nüsse. Für Katzen und Hunde sind sie aber giftig und verursachen bei bestimmte Mengen Lethargie, Muskelzittern, Gelenksteifigkeit und hohes Fieber. Die Wirkmechanismen sind unbekannt, Hunde erholen sich aber in der Regel nach 24 Stunden wieder.

Abends lesen wir dann in den Nachrichten, dass es am Freitag, dem ersten Streiktag der ELN, zu mehreren bewaffneten Zwischenfällen kam. Fahrzeuge brannten und Straßensperren wurden errichtet. Die Aktionen der Aufständischen betrafen den Personen- und Frachtverkehr in der Region Catatumbo in Norte de Santander – die am stärksten betroffen war – sowie in Arauca, Cesar und Cauca. Eines der schwerwiegendsten Ereignisse war ein Angriff im Departamento Cesar, bei dem sechs Polizisten durch einen brennenden Tanklaster verletzt wurden. Die Armee schrieb dies den Rebellen zu.

Gut, dass wir hier so einen schönen Ort und Platz zum Aussitzen gefunden haben!

15.02.2020: Salento

Wir stehen früh auf. Der HSV spielt um 7 Uhr gegen Hannover und hat am Ende Glück, dass er in der 90+5 noch den 1 zu 1 Ausgleich schafft. Nach dem Frühstück setze ich mich an den Rechner und Helen rennt mit unserer dreckigen Wäsche zu einer Lavanderia im Ort, die Selbstbedienungsmaschinen hat. Wir brauchen mal wieder frische Bettwäsche und Handtücher. Für die 7kg bezahlt sie 24.000 Cops - umgerechnet 6,50 EURO.

Nach dem Kaffee und Kuchen bekommt Winnietwo von mir mal wieder eine Außenwäsche und Helen sitzt am Rechner, um an der Webseite zu arbeiten. Unsere Arbeitsteilung funktioniert wie immer prima und am Ende des Tages liegen wir in einem frisch bezogenen Bett und Winnietwo strahlt im sauberen Schwarz-Weiß daher.

16.02.2020: Valle del Cocora

Heute ist Sonntag und wir fahren so gegen 10.30 Uhr mit einem der Willys Jeeps ins Valle del Cocora. Die Jeeps sind immer voll beladen und ich stehe hinten auf der Stoßstange. Helen hat noch einen Platz drinnen ergattert und hält mich vorsichtshalber am Gürtel fest, damit ich nicht zwischendrin mal abrutsche. Von Salento dauert die Fahrt etwa 25 Minuten und ich habe neben mir zwei Deutsche stehen, mit denen ich mich die ganze Zeit unterhalte. Sie sind mit dem Rucksack unterwegs und erzählen mir von einer interessanten Wanderung auf einen der höchsten Berge hier in Kolumbien, dem Nevado del Quindío - einem inaktiven Vulkan mit einer Höhe von 4.760m. Das geht aber nur in einer organisierten Tour.

Am Eingang zum Valle del Cocora ist heute wirklich der Teufel los. Tausende von Touristen vor Ort, aber auch Militär - vermutlich wegen der Terrorandrohung der ELN. Die meisten Besucher bleiben beim Eingangsbereich und gehen dort was Essen, machen ein paar Fotos vor den Cocora-Schildern und den am dichtesten gelegenen Wachspalmen und fahren dann anschließend wieder nach Salento.

Wir bezahlen den Eintritt und gehen auf die Tageswanderung durchs Tal. Im Prinzip ist es eine Schleife, die wir im Uhrzeigersinn laufen. In diese Richtung sieht man erst die fast 50m hohen Wachspalmen. Es ist eine ziemlich harte 5-stündige Wanderung, bei der es steil bergauf (460 Meter hoch) zu Aussichtspunkten und dann runter und über 7 klapprige Hängebrücken wieder zurück zum Eingang geht. Wir haben traumhaftes Sonnenwetter und nach dem ersten Kilometer den Wanderweg mehr oder weniger für uns alleine. An den Aussichtspunkten trifft man dann kleinere Gruppen, aber das verläuft sich dann auch wieder.

Nach dem Bezahlen am Eingang bekommt jeder ein buntes Band fürs Handgelenk, so wie auf Kreuzfahren oder in Vergnügungsparks. Es gibt auf der Schleife auch einen Kontrollposten, denn die Leute, die gegen den Uhrzeigersinn laufen erreichen den Pfad, ohne dass sie am Bezahlhäuschen vorbei müssen. Stattdessen bezahlen sie bei der Zwischenstation. Wir können dort einfach durchlaufen.

Trotz der Menschenmassen am Eingang genießen wir den Tag, obwohl wir leider die Anden-Kondore nur gaaaanz, gaaaanz weit weg am Himmel kreisen sehen. Wer rechtzeitig morgens vor den Touristenmassen unterwegs ist, kann sie oben auf dem Berg ganz nah an der Kante beobachten. Sobald aber der Wind und die Thermik aufkommen, breiten sie ihre langen Flügel aus und heben ab. Mir hatte am Vortag ein Mann ein Foto auf seinem Handy gezeigt, das er von einem ausgewachsenen, männlichen Condor mit ausgebreiteten Flügeln gemacht hat. Na ja, man kann nicht alles haben. Aber die wackeligen Hängebrücken haben uns richtig Spaß gemacht.

Mit dem Willys Jeep geht es am späten Nachmittag zurück nach Salento. Dieses Mal sitzen wir beide drinnen. In Salento angekommen, latschen wir schnurstracks zu einem Restaurant etwas weiter weg vom zentralen Platz, denn dieser ist von Tausenden Besuchern absolut belagert. Wir haben Hunger und bestellen leckere Hühnchen-Wraps mit einer Extra-Portion Pommes. Dazu ein kaltes Bier für mich und eine hausgemachte Limonade für Helen. Ein super Abschluss für einen wirklich tollen Tag!


Bunter Ort, tolle Vogelwelt & die höchsten Palmen der Welt