24. - 28.02.2020: Santa Fe de Antioquia - Puente Colgante De Occidente - Volcán de Lodo - Montería

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24.02.2020: Medellín nach Santa Fe de Antioquia

Da wir es jetzt ja nicht mehr rechtzeitig zum Karneval nach Barranquilla schaffen, ändern wir erneut unseren ursprünglichen Plan. Wir sparen uns den steilen Anstieg nach Santa Rosa de Osos und fahren stattdessen nach Westen auf der Ruta 62 nach Santa Fe de Antioquia.

Um 10.45 Uhr machen wir uns auf den Weg. Es gibt viel Verkehr in Medellín an einem Montagmorgen und es dauert eine Weile, bis wir den Weg zur Ruta 62 finden. Medellín ist von hohen Bergen umgeben, aber ein 5km langer Tunnel erspart uns dieses Mal einen steilen und kurvenreichen Anstieg, dafür müssen wir im Tunnel alle Fenster schließen ... Smog ohne Ende! Eine der beiden Fahrbahnen ist gesperrt wegen Bauarbeiten und wir merken erst beim Verlassen des Tunnels, dass wir richtig viel Glück hatten, denn auf der anderen Seite des Tunnels warten mehr als 100 Fahrzeuge. Gutes Timing mal wieder!

Nach dem Tunnel ist das Klima auf einmal ein total anderes ... monsterheiß und sonnig! Es geht nur noch bergab für uns und mit jedem Höhenmeter weniger nimmt die Temperatur gefühlt um einen Grad zu. Von Medellín bis Santa Fe de Antioquia sind es insgesamt nur 58km.

Laut iOverlander gibt es mehrere Campingplätze. Normalerweisen stehen wir ja irgendwo kostenlos, aber in dieser Hitze tun wir uns das gar nicht erst an. Ein paar Kilometer vor dem Ort gibt es den 1541 Contenedores Campingplatz (ACHTUNG: inzwischen ist dieser geschlossen und nur noch für Tagesgäste betretbar!). Wir kommen um 13 Uhr dort an und Devani, der Manager, begrüßt uns sehr freundlich. Außer uns gibt es keine weiteren Camper in der großen Anlage. Für 30.000 COPS pro Nacht inkl. Strom (ca. 9 US$) parken wir unter einem Baum im Schatten neben einem großen Gebäude. Es werden auch Zimmer hier vermietet. Um die nächste Steckdose zu erreichen müssen wir unser 20m langes Stromkabel mit der 10m Verlängerung verbinden. Und erneut bedanken wir uns in Gedanken bei Conny und Georg, die uns vor einem Jahr ihren 110V-auf-220V-Transformator geschenkt haben ... ohne diesen könnten wir uns hier in Kolumbien nirgendwo einstöpseln.

Der Campingplatz ist super! Es gibt einen Swimmingpool, den wir allerdings nur einmal nutzen ... das Wasser ist einfach viel zu warm bei dieser Hitze und bietet null Abkühlung. Direkt daneben befindet sich die Außendusche mit kaltem Wasser. Normalerweise nicht so unser Ding, aber hier einfach nur herrlich bei 40°C im Schatten! Wir müssen nur aufpassen, nicht von den Bienen gestochen zu werden ... sie laben sich an dem Wasser auf dem Drehknopf zum Anmachen der Dusche.

Die Gartenanlage ist sehr gepflegt. Es gibt diverse Sitzecken und ein großes Veranstaltungszelt mit viel Schatten, saubere Toiletten und ein Restaurant, dass aus zwei Schiffscontainern besteht mit einem beleuchteten Außenbereich zum Sitzen. Alles sehr nett gemacht und wir beschließen hier morgen Abend essen zu gehen, es ist mein Geburtstag.

Der Campingplatz liegt ein paar Kilometer außerhalb von Santa Fe de Antioquia - zu Fuß sind es etwa 20 Minuten bis zum Ortskern. Am frühen Nachmittag ist uns das noch zu heiß und so entspannen wir uns auf dem Campingplatz im Schatten. Ein idealer Ort, um uns mal wieder gegenseitig die Haare zu schneiden. Kaum sind wir fertig, rollen zwei französische Wohnmobile auf den Platz. Eines der Paare kennen wir aus Cuenca. Das waren die, die zu Weihnachten auf dem Campingplatz einen Kurzschluss verursacht haben, weil der Kühlschrank zuviel Strom zog. Dieses Mal wollen sie aber nur eine Nacht bleiben und da wir eh die einzige Steckdose besetzt haben, muss es dieses Mal ohne Strom für sie gehen.

Gegen 17 Uhr hat es sich etwas abgekühlt und wir laufen in den Ort. Santa Fe de Antioquia ist die älteste Stadt Kolumbiens und wurde 1541 gegründet. Ursprünglich war sie mal die Hauptstadt des Landes. Bei der Touristeninformation bekommen wir eine Karte mit allen Sehenswürdigkeiten. Es macht Spaß hier durch die Kopfsteinpflasterstraßen zu laufen. Die kolonialen Gebäude sind gut erhalten und die alten Balkone und Holztüren sind schöne Fotomotive. Wir besuchen auch die älteste Kirche aus dem 18. Jahrhundert, die Iglesia Santa Bárbara, die für ihre barocke Steinfassade bekannt ist.

Da wir bei der Hitze keine Lust zum Kochen im Wohnmobil haben, bestellen wir nach zwei Stunden Sightseeing in einem chinesischen Restaurant gebratenen Reis mit Hähnchenkeulen. Lecker und günstig! Anschließend laufen wir - mehr oder weniger bei Sonnenuntergang - zum Campingplatz zurück. Wir sind total verschwitzt und müssen erst einmal unter die kalte Dusche! Gerne hätten wir uns draußen auf die Liegen geschmissen, aber es gibt zu viele Mücken! Nachts schlafen wir mit offenen Türen, alle Ventilatoren laufen und wir liegen unter unserem Moskitonetz ... die Temperatur geht nicht unter 30°C!

25.02.2020: Santa Fe de Antioquia

Helen singt gleich viermal Happy Birthday für mich - auf Englisch, Spanisch, Französisch und Deutsch! Ein wenig übertrieben, aber ich freue mich trotzdem drüber! :) WhatsApps und Skypeanrufe aus Deutschland runden den Morgen ab. Meine Familie und Freunde singen ebenfalls ... laut Helen gibt das volle 10 Punkte für die Unterhaltung, aber nicht für den besten Gesang!!

Da es mal wieder super heiß ist, erledigen wir nur das nötigste. Zwischendrin gibt es Kaffee und zur Feier des Tages Apfelkuchen und Brownies. Helen macht per Handwäsche ein paar Unterhosen sauber, anschließend den Abwasch, alle Wasserflaschen werden aufgefüllt und dann repariert sie sogar noch eines unserer Bettlaken mit Nadel und Faden. An meinem Geburtstag habe ich eigentlich eine Freikarte, werfe aber mal einen Blick unter Winnietwo. Wir stehen hier nämlich auf einem Betonboden und damit ist es einfacher und sauberer sich unter das Fahrzeug zu legen. Und so entdecke ich, dass unser Auspuff ein neues Loch neben der Stelle hat, die vor 4 Monaten schon mal von Egon in Independencia geschweißt wurde! Shoot! Da müssen wir dann mal wieder eine Werkstatt finden, aber Antioquia ist zu klein dafür. Das muss also noch warten ... hoffentlich hält es noch eine Weile.

Um 16.30 Uhr laufen wir noch einmal in den Ort. Es ist unglaublich heiß und schwül ... Gewitterwolken bauen sich am Himmel auf. Dieses Mal machen wir einen Abstecher zur Puente de Guadua - eine sehenswerte Fußgängerbrücke aus Bambus. Es kommt Wind auf und der Bummel durch Santa Fe de Antioquia wird angenehmer.

Um 18.30 Uhr haben wir einen Tisch im Restaurant auf dem Campingplatz bestellt. Hätten wir gar nicht machen müssen, denn wir sind die einzigen Gäste heute Abend. Der Außenbereich ist sehr nett mit Lichterketten geschmückt. Neben richtigen Tischen mit Stühlen gibt es auch kleine Holzplattformen mit Teppichen und Kissen drauf - Lümmelecken nenne ich so etwas. Devani möchte uns zu einer dieser Plattformen führen, aber wir essen ungern im Schneidersitz oder auf den Knien und ziehen einen der Tische vor. Außerdem ist es sehr windig und die Tische stehen geschützter neben den Containern. In einem ist die Küche, in dem anderen die Bar. Wir bestellen einen frisch ausgepressten Saft für Helen und ein Bier für mich. Die Speisekarte sieht auch sehr lecker aus. Ich bestelle einen großen Burger mit Kartoffelecken, Helen ein Hühnerfilet mit Pommes.

Während wir auf unser Essen warten, geht Helens Blick über den Platz. Hinter meinem Rücken entdeckt sie etwa 10m von uns entfernt eine der Holzplattformen, die mit Luftballons geschmückt ist. Devani hatte extra für mich die Geburtstagsdekoration rausgeholt und wir haben das beim Reinkommen gar nicht gesehen. Kein Wunder, dass er etwas enttäuscht geguckt hat, als wir uns für einen der Tische entschieden haben. Wir schauen uns die Sitzpalette etwas näher an. In einem kleinen Korb befinden sich Mangos für mich. Eine Papiergirlande sagt "Feliz cumpleaños". Ach, wie süß! Mir ist das natürlich total peinlich, aber damit haben wir überhaupt nicht gerechnet. Ich bedanke mich ganz schnell bei Devani und entschuldige mich für meine Blindheit!

Kaum sind wir an unserem Tisch zurück, fängt es an zu regnen. Devani will uns einen Tischschirm aufbauen, aber dafür ist der Wind viel zu stark. Wir wechseln stattdessen zu einem anderen Tisch unter dem Vordach des Küchencontainers. Der Regen wird immer heftiger und Devani und der Barmann rennen rum und sammeln alle Kissen und Decken ein. Wir wollten noch helfen, aber in dem Moment ist unser Essen fertig. Jetzt ist es richtig stürmisch, der Wind bläst den Regen seitwärts und uns bleibt nichts anderes übrig, als ganz schnell in den Küchencontainer zu wechseln, während Devani und seine Mitarbeiter retten, was zu retten ist. Immerhin ist es im Container trocken und windgeschützt, allerdings sehr heiß ... direkt hinter mir glüht die Kohle auf dem Grill. Aber der Burger ist köstlich! Kaum sind wir mit dem Essen fertig, ist der Sturm weitergezogen und alles wieder ruhig. Man könnte also sagen, mein Geburtstag fiel ins Wasser, aber irgendwie war es auch schon wieder lustig und sehr unterhaltsam!

26.02.2020: Santa Fe de Antioquia nach Mutatá

Einer unserer Ventilatoren gibt heute morgen seinen Geist auf. Wackelkontakt im Kabel vermute ich, aber es einfach zu heiß, um das jetzt auf die Schnelle zu reparieren. Denn wir wollen weiter fahren. Um die Berge rund um Medellín zu vermeiden, geht es weiter in Richtung Westen ans Meer. Man würde denken, es handelt sich dabei um den Pazifik, aber nein ... es ist in der Tat die Karibik! Eigenartig! Aber Kolumbien ist mit Panama verbunden und dieses Stück Land in Schlauchform trennt den Pazifik von der Karibik! Ganze 150km Luftlinie liegen dazwischen.

Aber zunächst steht die Puente de Occidente auf dem Plan. Sie liegt unweit von Santa Fe de Antioquia. Unser GPS will uns durch ganz enge Straßen im Ort zum Ziel führen, aber es ist entweder zu eng oder zu steil und so dauert es eine Weile, bis wir die richtige Zufahrtsstraße zur Brücke finden. Sie wurde 1895 fertiggestellt und war zum damaligen Zeitpunkt mit 291 Metern die drittlängste Hängebrücke der Welt und die längste in Südamerika.

Wir parken weiter oben bei einem Souvenirladen und ich gehe zu Fuß zur Brücke runter. Früher konnte man wohl mal mit dem Auto drüber fahren, heute sind aber nur noch Tuc Tucs und Motorräder erlaubt. Für ein 3-Tonnen-Fahrzeug wie Winnietwo sieht sie auch nicht gerade stabil genug aus, aber dafür kann man die fast 300m auch sehr gut zu Fuß machen. Ein nettes Fotomotiv, aber mehr auch nicht.

Wir fahren weiter und hinter Santa Fe de Antioquia müssen wir mal kurz in die Berge. Die Straße geht auf über 2.000 Meter hoch, aber es gibt nicht viel Verkehr - wir bleiben also nicht hinter irgendwelchen Lastern stecken. Am höchsten Punkt machen wir unsere Kaffeepause. Ein Genuss in der kühleren Luft! Anschließend geht es wieder runter und wir stecken das ein oder andere Mal an einer Baustelle fest. Weitere Tunnel werden gebaut. Die Arbeiten begannen 2018, sollen aber 10 Jahre dauern! Die Stopps sind jedoch nicht lang, jeweils etwa 5 oder 10 Minuten, aber am Ende summiert sich die Fahrzeit natürlich. Die letzten 60km zu einem geeigneten Übernachtungsplatz müssen wir im Dunkeln fahren.

Um 19.45 Uhr kommen wir bei der Terpel-Tankstelle in Mutatá an und stellen uns neben einem großen Laster hinten auf den Rasen. Ein sehr guter Platz! Aber zwei Frauen fallen hier auf. Die Tankstelle liegt einige Kilometer außerhalb des Ortes und wird von Lasterfahrern aufgesucht. Diese suchen offensichtlich weibliche Begleitung für die Nacht und ehe wir uns versehen, kommt ein Mann an und fragt, ob wir mit ihm ein Bier trinken möchten. Wir lehnen höflich ab. Kurze Zeit später klopft es an unserer Tür. Ein anderer Mann steht mit zwei eisgekühlten Bierflaschen vor uns - eine Gabe von seinem Freund Orlando. Was nun? Ablehnen? Geht nicht ... schließlich wollen wir nicht unfreundlich sein! Also bedanken wir uns und reden uns raus ... denn ich bin mitten am Kochen. Die Flaschen sind bereits geöffnet. Da gehen bei uns natürlich alle Alarmglocken an ... vielleicht sind wir zu sicherheitsbewusst und Orlando wollte nur freundlich sein, aber es bleibt ein unangenehmes Gefühl. In der Hitze hätte das eiskalte Bier schon gut getan ...

27.02.2020: Mutatá nach Montería

Wir tanken morgens noch schnell auf und fahren weiter. Die Karibik ruft! Wir sind auf Meereshöhe angekommen und es ist erneut heiß und schwül. Ideale Bedingungen für die Landwirtschaft! Rechts und links von der Straße liegen die Gemüsefelder und Obstplantagen. Bananen vor allem! Wir müssen auch durch einen Polizei-Checkpoint durch - in einer Gegend mit viel Armut, jedenfalls lassen die Behausungen darauf schließen. Vermutlich werden hier auch illegale Sachen angebaut. Die beiden Beamten sind aber sehr freundlich und reichen uns die Hand durchs Fenster. Touristen in Wohnmobilen verirren sich sehr selten in diese Gegend und die Beamten sind neugierig. Woher wir kommen? Wie wir im Wohnmobil leben? Die üblichen Fragen, die wir perfekt auf Spanisch beantworten können. Ein kurzer Blick ins Fahrzeug ... "Que hermosa!" (Toll!) ... und beste Wünsche für unsere weitere Reise durch Kolumbien. Danke, und Tschüß!

In Necoclí legen wir eine Mittagspause ein. Wie stellen uns in eine ruhige Straße direkt am Strand. Neben uns betreibt ein netter Kolumbianer ein kleines Strandcafé. Ich komme mit ihm ins Gespräch und er schenkt mir am Ende ein paar selbstgemachte Postkarten von Kolumbien. Wie nett! Kolumbianer sind unglaublich freundlich und stolz, wenn Ausländer ihr Land besuchen. Ein Land, das harte Zeiten hinter sich und leider auch noch vor sich hat. Umso mehr freuen sich die Einheimischen auf internationale Besucher!

Gegen 15 Uhr biegen wir kurz hinter Arboletes auf einen Parkplatz ab. Hier befindet sich der Volcán de Lodo - einer von mehreren Schlammvulkanen entlang der Kolumbianischen Nordküste. Ich laufe zunächst alleine mit der Kamera los, um mir das mal anzugucken. Es gibt solche und solche Schlammvulkane in Kolumbien. An einigen muss man stundenlang Schlange stehen, bis man für nur wenige Minuten in den Schlamm eintauchen darf. Dieser hier ist aber ohne Anstehen. Direkt am Meer gelegen, sehe ich einen mittelgroßen See vor mir, der mit einer graubraunen Brühe gefüllt ist. In der Mitte des Sees blubbert es gewaltig. Es gibt einen offenen Einlassbereich mit Duschräumen und einem kleinen Restaurant - bezahlen muss man hier heute aber nichts. Ich beobachte, wie eine recht korpulente Kolumbianerin versucht auf dem sehr glitschigen Ein- und Ausstieg wieder raus zu kommen. Sie ist von oben bis unten mit Schlamm bedeckt. Ihr Mann paddelt noch in der Brühe rum und beide scheinen einen Mordsspaß zu haben. Die Frau ruft mir zu, ich soll mich ausziehen und reinkommen. Es ist super! Ich bin skeptisch. Geht man da nicht unter? Oder verbrennt sich die Haut?

Ich berichte Helen von dem Gesehenen. Helen hasst ... absolut HASST alles sandige und schlammige! Ich ziehe mir meine Badesachen an und schnappe mir die Unterwasserkamera, denn mit der kann nichts passieren und die kann ich anschließend auch ohne Probleme abwaschen, wenn es sein muss. Helen ist in der Zwischenzeit mal hoch gelaufen, um sich das ganze anzugucken. Zu meinem Erstaunen zieht sie sich auch die Badesachen an. Wir haben das noch nie in unserem Leben gemacht und werden es vermutlich auch nur einmal tun ... also auf gehts! Gut, dass wir unser Womo haben, denn die Umkleidekabinen und Duschen sind geschlossen.

Ich gehe als erstes rein und Helen macht ein Video davon (siehe unten). Gar nicht so einfach in den Schlamm zu kommen, denn der Einstieg ist sauglatt. Mit Anlauf in die Brühe springen geht auch nicht, das könnte gefährlich sein. Unsichtbar - die Kolumbianerin von vorhin macht mich drauf aufmerksam - gibt es zwei Treppenstufen im Schlamm, die man nutzen kann. Dann muss man sich nur noch in den Schlamm setzen - ein echt komisches Gefühl. Man geht nämlich gar nicht unter ... ganz im Gegenteil, man muss sich richtig mit dem Hintern und den Beinen nach unten drücken. Der Schlamm ist angenehm warm und fühlt sich total seidig-sanft auf der Haut an. Das hat Spa-Qualität und man hat förmlich das Gefühl, dass man anschließend eine verjüngte, Faltenfreie Haut hat. Ich versuche mich auf dem Bauch zu drehen ... keine gute Idee! Man macht fast einen Kopeister und mit dem Kopf komplett in den Schlamm zu geraten, ist bestimmt nicht gut. Vermutlich verliert man gleich die Orientierung oder erstickt. Das Ganze hat deswegen schon etwas unheimliches! Wie tief geht es denn hier im Krater runter? Und was passiert, wenn aus irgendeinem Grund der ganze Schlamm im Erdinneren verschwindet und man mit runter gesaugt wird. So richtig entspannen kann man sich nicht - zumal jede Bewegung einem wie in Zeitlupe vorkommt, der Schlammwiderstand ist schon groß!

Helen schlägt vor, ich paddel mal zum Zentrum des Vulkans vor, da wo es so schön blubbert. Nix da! Da brauchst du wahrscheinlich eine Stunde, um hinzukommen, auch wenn es nur geschätzte 20 Meter sind und wer weiß, wie heiß es im Zentrum ist? Ich lass dann doch lieber mal Helen an die Reihe. Aber das Rauskommen ist fast noch schwieriger. Wie ein gestrandeter Wal versuche ich mich hochzuziehen, aber die unterste Stufe oberhalb des Schlamms ist einfach zu glatt, man bekommt keinen Halt unter den Füßen. Ich knie mich stattdessen drauf und setze den rechten Fuß auf die nächste Stufe, die ein wenig trockener ist.

Kaum bin ich draußen, komme ich mir 20 Kilo schwerer vor und der Schlamm fängt relativ schnell an zu trocknen. Irgendwie schießt mir da die Lausbubengeschichte von Wilhelm Busch in den Kopf, wo Max und Moritz in die Bäckerei eindringen und im Brotteig gebacken werden. Kann ich mich in 5 Minuten überhaupt noch bewegen? Meine Hände müssen erst einmal gewaschen werden, so kann ich kein Video von Helen machen. Ein netter Mitarbeiter treibt einen Farbeimer auf und füllt ihn mit Wasser ... die Duschen funktionieren ja nicht.

Dann lässt sich Helen in den Schlamm sinken. Sie ist begeistert ... eine tolle Erfahrung! Was allerdings danach kommt, macht weniger Spaß. Wie bekommen wir den Schlamm jetzt wieder runter? Indem wir gute 500m zum Ozean runter laufen. In den schleimigen Clogs gar nicht so einfach! Das Wasser an diesem Strandabschnitt ist schon nicht mehr Blau, sondern Graubraun ... wir sind nicht die ersten heute, die sich hier waschen. Und es gibt leichten Wellengang, dafür ist das Wasser zum Glück lauwarm!

Helen macht den Anfang und es dauert bestimmt gute 20 Minuten, bis sie einigermaßen Schlammbefreit ist - der klebt wirklich in jeder Ritze! Nur mit den Händen reiben hilft gar nichts, man muss den Sand vom Strand nehmen ... nach der Schlammpackung kommt jetzt also das Peeling. Wir müssen aber schon sagen, dass sich unsere Haut jetzt richtig gut anfühlt ... Helen kommt sich 20 Jahre jünger vor! Allerdings stinken Haut und Badesachen immer noch nach Schlamm. Deswegen duschen wir uns beim Winnietwo noch einmal ab. Da wir ja keine Innendusche haben, hält eine von uns draußen vor der Schiebetür ein großes Handtuch hoch, damit der Straßenverkehr uns nicht nackt sehen kann und die andere seift sich von oben bis unten mit Shampoo ein. Dennoch riechen wir noch tagelang nach diesem Schlamm! Trotzdem ist es ein sehr lustiges und spannendes Erlebnis! Unser Video unten zeigt alles im Detail!

Gegen 17 Uhr können wir dann endlich - einigermaßen sauber! - weiterfahren. Wir wühlen uns durch den Feierabendverkehr in Montería und parken für die Nacht auf einem Rastplatz für Lastwagenfahrer kurz hinter der Mautstation. Hier gibt es ein großes Restaurant, saubere Toiletten und Wachpersonal. Der Wachmann wollte entweder seinen Job besonders gut machen oder war ein Spanner, jedenfalls starrte er immer wieder durch unsere Wohnmobilfenster. Die sind von außen ja verspiegelt und man kann gar nicht sehen, ob jemand drinnen sitzt oder nicht. Vielleicht ist er auch nur neugierig, wie zwei Frauen in einem Wohnmobil leben. Trotzdem gruselig für uns!

28.02.2020: Montería nach San Juan Nepomuceno

Wir werden unsanft um 7.15 Uhr geweckt. Ein anderer Wachmann sagt, wir müssen umziehen auf den großen Parkplatz neben der Straße. Warum ist uns nicht klar, aber Helen parkt uns schnell um. Da es eh schon recht heiß ist, machen wir Frühstück. Ich entleere anschließend unsere Toilette und sehe beim Zurückkommen, dass unser Auspuff fast auf dem Boden liegt. Scheiße, die Schweißstelle ist komplett abgebrochen und Rohr und Auspufftopf sind in zwei Teile, die nur noch durch die Gummiaufhängungen gehalten werden. Wann ist das denn passiert? Wahrscheinlich erst heute morgen beim Umparken.

Ich nehme die Teile ab und lege sie ins Wohnmobil auf den Boden ... nicht, dass wir was verlieren! Laut iOverlander gibt es einen guten Mechaniker in Montería. Wir müssen also erneut an der Mautstation bezahlen und wieder zurück in die laute und wuselige Stadt. Aber die Werkstatt ist super. Die Jungs nehmen uns gleich dran - ein Segen in der Hitze! 2 Stunden später ist alles wieder angeschweißt (das hält ewig!!!) und wir zahlen ganze 30 US$ dafür. Das Schweißen selbst ging eigentlich recht schnell, aber der Ausbau von den Auspuffteilen hat gedauert, da die Schraubverbindungen verrostet waren - ein Schraubenkopf bricht auch noch ab und muss erneuert werden. So ist das halt bei älteren Fahrzeugen!

Wir kommen anschließend in Montería an einem Sodimac vorbei - das ist eine Art Baumarkt in ganz Südamerika. Wir brauchen einen neuen Lüfter und ich werde auch fündig. Ein sehr leiser Ventilator, den man mit einem USB-Stecker aufladen kann - mit umgerechnet 40 US$ nicht ganz billig, aber ansonsten genial! Helen ist begeistert, denn unser Thermometer zeigt im Auto fast 40°C an. Wir trinken noch schnell unseren Kaffee und essen ein Stück Kuchen, dann geht es ein drittes Mal durch die selbe Mautstation und weiter gen Norden.

Eigentlich wollten wir von dieser Seite aus nach Mompox fahren, aber Janette ist inzwischen mit ihrer Seabridge-Gruppe in Cartagena angekommen und verschifft die ganzen Wohnmobile nach Panama erst in ein paar Tagen. Eine gute Gelegenheit uns nach langer Zeit mal wiederzutreffen. Das haben wir in den vielen Jahren, in denen wir schon in Kontakt stehen, erst ein einziges Mal persönlich geschafft und das was 2015 in Buenos Aires. Mompox machen wir dann einfach von der anderen Seite, wenn wir in einer Woche oder so von Santa Marta aus wieder gen Süden fahren.

Laut der Info von anderen Wohnmobilisten, soll sich ein Stopp in Sincelejo lohnen. Der Ort liegt direkt auf unserer Strecke und ich überrede Helen ins Stadtzentrum zu fahren, das soll aus der Kolonialzeit stammen. Leider herrscht hier ein schreckliche Verkehrssystem. Linksabbiegen ist nicht erlaubt, die Straßen sind eng und voller Motorräder, keine öffentlichen Parkplätze weit und breit - total nervig! Obendrein die sengende Hitze! Wir finden die erste Parkbucht erst einige Straßenblocks vom Zentrum entfernt. Helen hat überhaupt keine Lust auf Sightseeing und bleibt im Auto - mehrere Tassen Tee sind ihr wichtiger.

Ich schnappe mir die Kamera und laufe zum Zentrum zurück. Nicht ein Foto mache ich davon ... echt langweilig, oder ich bin einfach nicht in der richtigen Stimmung. Auf dem Rückweg versuche ich mit meiner Bankkarte Geld am Automaten zu holen, aber die PIN-Nummer funktioniert nicht. Häh? Ich bin total irritiert und verlasse den Geldautomaten. 100m weiter bekomme ich die Panik. Hab ich den Buchungsvorgang abgebrochen? Ich kann mich nicht mehr erinnern. In der Zwischenzeit ist schon jemand anderes am Automaten, da brauche ich gar nicht zurückzulaufen. Ich kaufe vorsichtshalber eine Claro SIM-Karte, damit wir online mein Konto checken können, aber es gibt keine Abbuchung.

Der "kurze" Abstecher nach Sincelejo hat uns nur Zeit und Nerven gekostet! Und zum nächsten Übernachtungsplatz müssen wir noch fast 100km fahren. Aber auch hier wird der Panamerican Highway überall neu ausgebaut und geteert - eine Baustelle nach der anderen und schon wieder müssen wir im Dunkeln fahren. Das machen wir sonst wirklich nie! Immerhin sind die Kolumbianischen Laster bunt beleuchtet - von oben bis unten! - und schon von weitem gut zu sehen.

Um 20.45 Uhr kommen wir bei der Hospedaje Mi Casa an. Eine Art Raststätte für LKW-Fahrer mit Zimmern, einem großen Parkplatz und einem Restaurant. Das hat auch noch offen und wir teilen uns einen Teller mit Hühnchen, Reis und Pommes und dazu ein Getränk - das ganze für 4 US$. Lecker und super! Wir stehen die Nacht über direkt vor den Zimmern und nicht zwischen den vielen Lastern und es ist erstaunlich ruhig, dafür aber monsterheiß! Wir lassen die ganze Nacht unseren neuen Ventilator direkt über unseren Köpfen laufen und der hat sogar morgens noch etwas Akkuleistung. Wir schlafen tatsächlich tief und fest, der Ventilator ist angenehm leise. Genial!


Kirstens nasser Geburtstag und eine Schlammbad in einem Vulkan.