14. - 25.02.2022: Mirador Natural Grand Cañon del Huataraco - Tena

Klicken Sie auf ein Bild, um es größer anzuzeigen.



Wie immer frühstücken wir gemütlich und dann machen wir uns auf den Weg zurück nach Lago Agrio. 20km von der Puente Cuyabeno entfernt liegt das Dorf Tarapoa. Ob mir hier jemand helfen kann, unseren Laptop wieder zum starten zu bringen? Wir fragen uns bei einigen Dorfbewohnern durch und bekommen den Tipp für ein Internetcafé in einer der Seitenstraßen. Es wird von einer jungen Frau geführt, die richtig Ahnung von Computern hat. Genau wie ich probiert sie alle möglichen Bootoptionen aus, aber auch sie hat keinen Erfolg. Die Festplatte ist mit hoher Wahrscheinlichkeit kaputt. Wir versuchen am Ende sogar noch ein neues Betriebssystem zu installieren, aber auch das klappt nicht. Sie rät mir zu einem neuen Computer, unser Laptop hat eh schon 10 Jahre auf dem Buckel, und die neuen sind heute einen ganzen Tacken schneller und besser ausgestattet. Mindestens 600 US$ müsste ich dafür wohl hinblättern, sagt sie.

Lago Agrio scheint eigentlich der ideale Ort für einen Neukauf zu sein, denn ein Elektronikgeschäft reiht sich an das andere. Die junge Dame rät mir aber davon ab. Hier wird aufgrund der Nähe zu Kolumbien häufig gefälschte oder defekte Ware verkauft. Am besten sind die Computerläden in Quito oder Guayaquil, aber die liegen im Moment nicht gerade in unserer Nähe. Dann müssen wir halt warten. Dafür werden wir jetzt nicht unsere geplante Route ändern.

Auf dem Weg nach Lago Agrio geraten wir in einen heftigen Regen und unsere Scheibenwischer haben Probleme das Wasser von der Scheibe zu befördern. Innerhalb von 5 Minuten sinkt die Außentemperatur von 32°C auf 23°C. Eigentlich sehr angenehm, aber die Abkühlung dauert maximal eine Stunde, dann ist die Luftfeuchtigkeit hier im Amazonas schon wieder so hoch, dass es ganz schnell zurück auf 32°C steigt. Hier könnten wir echt nicht lange leben. Einfach zu heiß und schwül.

Ich hatte auf dem Hinweg nach Cuyabeno schon gesehen, dass es eine Fähre über den Río Aguarico nach Shushufindi gibt. Diese Abkürzung hatten wir nicht vor zu nehmen, aber hier finden wir einen guten Platz für unsere Mittagspause. Während Helen den Cappuccino zubereitet, schaue ich mir das Geschehen vor Ort an. Zwei Fähren transportieren die schweren Öltanklaster und PKWs über den breiten Fluss. Die Öltanklaster müssen rückwärts die Rampe runter, um auf der anderen Seite vorwärts den steilen Abhang wieder hoch zu kommen. Im Video ist genau zu sehen, wie viele Probleme die Fahrzeuge dabei haben. Nichts für uns ... da nehmen wir lieber den längeren Weg über Lago Agrio.

Dort kommen wir dann gegen 16 Uhr an und gehen kurz einkaufen. Helen hat Bock auf KFC, den einzigen im Umkreis von 150km, und nach über 2 Jahren hauen wir uns das mal wieder rein. Anschließend fahren wir noch 20km weiter südlich und stellen uns wieder beim Balneario El Eno für die Nacht hin.

Am nächsten Tag müssen wir in Loreto mal eben schnell zu einem kleinen Mechaniker. Irgendetwas lässt unsere Bremse vorne rechts quietschen. Der Bremsschuh scheint ein wenig zu klemmen und er schmiert ihn ein. 5$ kostet uns das ganze. Dann fahren wir wieder zu unserem kleinen Paradies - Aguaventura. Erneut laufen wir am Nachmittag zu einem der Wasserfälle runter, aber heute können wir da nicht so entspannt baden - enorme Wassermassen kommen runter und der Pool, der vor 6 Tagen noch herrlich war - ist heute total braun und aufgewühlt. Schade!

Wie beim letzten Mal bleiben wir aber über Nacht auf dem Parkplatz stehen und lassen uns von Alexandria eine Abendessen kochen. Helen nimmt das gleiche wie beim letzten Mal, ich dieses Mal nur die vegetarische Variante. Wir sind kaum mit dem Essen fertig, da kommt Alexandria aus der Küche und schaut in den Himmel ... normalerweise sieht man nur Wolken, aber heute Abend einen ganz klaren Vollmond! Wow! Ich laufe zum Auto und hole meine Kamera. Anschließend mache ich ein kurzes Video und ein Foto und gehe dann zum Restaurant zurück.

Aus dem nichts kommen drei der fünf Hunde auf mich zugerannt ... laut bellend und knurrend! Ich sehe sie im Dunkeln kaum und glaube, dass sie hinter mir was gehört haben und deswegen an mir vorbeirasen werden. Aber nein! Ehe ich mich versehe, setzt einer der Hunde zum Sprung an ... ich kann gerade noch meinen rechten Arm hochreißen ... und dann schreie ich schon vor Schmerzen. Er beißt mich direkt unterhalb des Ellenbogens voll in den Unterarm und lässt 2-3 Sekunden nicht los. Einer der kleineren Hunde attackiert mich am linken Schienbein ... direkt unter dem Knie habe ich eine blutenden Wunde. Ich kann später nicht mal sagen, ob er mich gebissen oder nur mit seinen Krallen die Haut aufgerissen hat. Denn meine Wunde am Unterarm brennt wie Feuer und mir wird leicht schwindelig.

Helen und Alexandria haben meinen Schrei gehört und Helen rennt auf mich zu. Im Dunkeln kann sie gar nicht sehen, wie es um mich bestellt ist. Sie hat nur die Hunde und dann meinen Schrei gehört. Ich muss mich dringend hinsetzen und Helen hilft mir zum Restaurant. Im dortigen Licht sehen wie beide dann die beiden klaffenden Löcher an meinem Unterarm. Holy shit! Das sieht übel aus! Ich versuche mich zu beruhigen und den Schmerz weg zuatmen. Alexandria sieht meine Wunden und rennt in ihre Küche. Ihre kleine Tochter guckt mich ganz komisch an. Helen weiß gar nicht, was sie zuerst tun soll. Bei mir bleiben, falls ich in Ohnmacht falle oder zum Womo rennen, um den Verbandskoffer zu holen.

Alexandria kommt mit kochend heißem Wasser und einem sauberen Tuch zurück. Mit ruhiger Stimme erklärt sie mir, dass Salz im Wasser ist und das sie damit meine Wunden auswaschen wird. Im ersten Moment brennt das wieder, aber dann nimmt der Schmerz mehr und mehr ab und die Wunden bluten nicht mehr. Das heiße Salzwasser tut mir und meinen Wunden merklich gut und 20 Minuten nach dem Biss geht es mir gut genug, dass ich auch schon wieder reden und denken kann. Helen holt den Verbandskasten, aber die beiden Löcher müssen genäht werden. Wie bitten José uns ein Taxi zu rufen. Das Krankenhaus in Loreto ist nur 10km entfernt.

Er kommt zum Glück mit uns und regelt alles mit dem Taxifahrer. Die Notaufnahme im Krankenhaus ist fast leer und ich bekomme nach 10 Minuten Hilfe. Blutdruck und Sauerstoffgehalt sind erstaunlicherweise normal. Ich kann sogar mit der Krankenschwester auf Spanisch scherzen. Dann macht sich ein junger Notarzt daran meine Wunden zu schließen. Ich muss weggucken, als er die Betäubungsspritzen direkt in die offenen Wunden sticht - merke aber fast keinen Einstich. Helen erzählt mir später, dass die Nadeln richtig weit unter die Haut gingen. Anschließend bekomme ich drei Nähte in die eine Wunde und zwei in die andere. Das ganze dauert keine 40 Minuten. Die Wunde am Bein ist nur oberflächlich. Anschließend verschreibt er mir noch Antibiotika und Ibuprofen für die Schmerzen. Morgen muss ich dann noch mal für eine Tetanus-Spritze kommen, denn heute Abend ist dort keiner mehr in der Impfabteilung.

José ruft den gleichen Taxifahrer an und der bringt uns zur nächsten Apotheke. Die ist gerade dabei die Rollläden zu schließen und José stürmt in letzter Sekunde aus dem Taxi und schmeißt sich durch die halboffenen Türen, um meine Tabletten zu kaufen. Er besteht darauf diese zu bezahlen. Wir haben schon das Taxi bezahlt und die Behandlung im Krankenhaus war kostenlos.

Um 22 Uhr sind wir wieder bei Winnietwo. Wir bedanken uns bei José und Alexandria für ihre Hilfe. Genau wie wir sind sie geschockt, das einer ihrer Hunde jemanden gebissen hat. Die Hunde kannten uns eigentlich und haben uns nie vorher angeknurrt oder angebellt. Sie schlagen halt immer Alarm, wenn jemand auf dem Parkplatz ist. Vermutlich haben sie aber gedacht, da kommt ein Dieb oder so, da ich aus dem Dunkeln kam. Zum Glück sollen alle Hunde laut José geimpft sein (das war die erste Frage des Notarzt im Krankenhaus).

Wir brauchen jetzt erst einmal Entspannung und eine Tasse Tee. Ich bin außer bei meiner Geburt nur einmal im Krankenhaus gewesen - für ein paar Stunden wegen eines schweren Migräneanfalls, ansonsten nur zu Besuch bei anderen. Genäht wurde ich auch noch nie, wenn man mal von der Entfernung meines Weisheitszahn absieht. Ich wusste gar nicht, das unsere Haut gute 3mm dick ist. Da müssen Hundezähne erst mal durch! Deutlich kann man auf meinem Arm die Spuren seine ganzen Gebisses erkennen. Die beiden Löcher sind leicht geschwollen und es zieht ein wenig, aber Schmerzen habe ich nicht. Trotzdem nehme ich eine Ibuprofen für die Nacht und die Antibiotika Tablette. In diesem schwülen und heißen Wetter hier heilen Wunden so gut wie gar nicht und eine Blutentzündung oder Verunreinigung der Wunde muss ich nicht auch noch haben! Zum Glück ist aber nichts schlimmeres passiert. Er war auf dem Sprung zu meiner Kehle oder meinem Busen und mein schneller Reflex den Arm hochzureißen, hat mich vor einer Katastrophe bewahrt. Jetzt, wo der Schreck langsam nachlässt wird mir erst bewusst, was alles hätte passieren können. Ausgerechnet in diesem Paradies bei dieser netten Familie hier!

Am nächsten Morgen gehe ich raus, um unsere Badesachen reinzuholen. Kaum mache ich die Schiebetür auf, hören wir schon die Hunde bellen. Ich hatte bis dato nie Angst vor Hunden, aber jetzt scheine ich eine Phobie zu entwickeln. Ich reiße unsere Badesachen an mich und springe ganz schnell wieder ins Womo bevor die Hunde um die Ecke gerannt kommen. Helen is not amused und schreit die Hunde durch die Tür an. In Europa werden Hunde, die zubeißen, aus dem Verkehr gezogen. Hier ist das natürlich anders. Wäre ich gestern Abend ein Kind gewesen, hätte das ganz anders ausgehen können! Helen ist sauer, dass Alexandria und José ihre Hunde nicht an die Leine genommen haben, bis wir weg sind.

Wir fahren nach dem Frühstück noch einmal nach Loreto, damit ich mir im Krankenhaus die Tetanus-Spritze geben lassen kann, aber das ist gar nicht so einfach. Die Impfärztin will mir nämlich keine geben. Die sei nur für einheimische Frauen, die im Moment schwanger sind. Sie hätte nicht genug und ich soll mir meine in Deutschland geben lassen. Tja, das dürfte schwierig sein! Ich gehe deswegen gleich noch einmal zur Notaufnahme. Ein anderer Notarzt legt mir dort einen neuen Verband an. Er sieht dabei meine Wunden und weiß, dass ich damit ganz sicher eine Tetanus-Impfung brauche und so gehen wir anschließend gemeinsam zur Impfstelle und er macht das für mich. Danke!

Laut Arzt soll ich die Wunden täglich mit einer blauen Seife waschen. Diese ist antibakteriell und überall zu kaufen. Ich bekomme sie direkt gegenüber vom Krankenhaus in einem kleinen Laden. Normalerweise kann man damit Wäsche waschen. Sie schäumt gewaltig und man braucht richtig viel Wasser, um die Seife wieder abzubekommen. Helen sagt gleich: die nimmste nicht! Wir sind in einem sehr heißen und schwülen Klima unterwegs und ich muss in jedem Fall eine Entzündung der Wunden vermeiden. Deshalb lege ich täglich einen leichten Verband an und nehme ihn abends ab, damit die Wunde nicht zu feucht wird.

Wie beschließen eine Pause auf einem Campingplatz einzulegen, den ich mir schon vor einer Woche auf der Hinfahrt nach Cuyabeno angeschaut hatte. Man findet ihn in iOverlander unter dem Namen Mirador Natural Grand Cañon del Huataraco. Er liegt auf fast 1000 Höhenmetern mitten im Nebelwald auf einer kleinen Anhöhe direkt neben der Hauptstraße. Von hier aus hat man bei schönem Wetter einen tollen Blick auf beiden Seiten in den Dschungel. Das kleine Grundstück gehört Lionel und seiner Frau Melissa. Beide sind super nett, er spricht sogar gutes Englisch, da er mal als Guide im Cuyabeno Reservat gearbeitet habt. 5 US$ zahlen wir pro Nacht inklusive Strom, Wasser, WiFi, einer kalten Außendusche und einer sehr sauberen Toilette. Wir fühlen uns gleich super wohl hier und bleiben 8 Nächte. Helen atmet erleichtert auf, denn es gibt keine Hunde, nur eine liebe Katze mit dem Namen Nemal. Der Kater findet Gefallen an Helen und lässt sich täglich von ihr streicheln. Helen ist seit unserer Zeit auf der Finca Zuasinca zur echten Katzenfreundin geworden!

Wenn das Wetter es zulässt (hier und da regnet es oder wir verschwinden im dichten Nebel) machen wir am Nachmittag unsere Spaziergänge in den Dschungel. Immer wieder interessant, was man da so alles beim genaueren Hinsehen entdecken kann. Ich trete fast auf eine Schlange, die direkt über dem Pfad völlig erstarrt liegt. Mir ist sie nur aufgefallen, weil ihr heller Körper auf dem dunkelbraunen Boden heraussticht. Sieht eigentlich eher wie ein schmaler Ast aus, aber dann erkenne ich doch zwei Augen, die mich unbeirrt anstarren. Es handelt sich um eine Rebe Schlange (Xenoxybelis Argenteus). Sie ist nicht giftig (aber das wissen wir in diesem Moment noch nicht!) und ernährt sich hauptsächlich von kleinen Echsen und Fröschen. Wenn sie bedroht wird versteift sie ihren Vorderkörper und den Kopf und streckt ihre Zunge gerade heraus. Dies ist wohl der Versuch, wie ein Zweig oder Blatt auszusehen. Hat bei mir nicht ganz funktioniert, aber wir beide sind froh, dass ich nicht auf sie draufgetreten bin. Wir trauen uns natürlich auch nicht einfach über sie rüber zu steigen und gehen deswegen wieder nach Hause ... better safe than sorry!

Lionel sieht meine Bisswunden und Helens fiese Insektenstiche auf ihren Füßen und da er sich hervorragend mit der medizinischen Wirkung von Dschungelplanzen auskennt, schneidet er die Rinde eines Baumes an. Der Blutrote Harz läuft wir richtiges Blut aus der Ritze und Lionel schmiert damit Helens Insektenstiche ein. Die Einheimischen nennen das Harz "Sangre de Drago" (Drachenblut) und den Baum entsprechend Drachenblutbaum (Croton lechleri). Das Harz ist entzündungshemmend, bindet freie Radikale und fördert die Wundheilung. Es bekämpft auf natürliche Weise Bakterien, Viren und Pilze, ist ein starkes Antioxidans und wird in Südamerika auch gegen Krebs und Magengeschwüre eingesetzt. Das Harz trocknet schnell und bildet eine natürliche Barriere gegen Schmutz und Krankheitserreger. Unter dieser zweiten Haut kann die Wunde schneller heilen. Lionel trägt nur einen Tropfen davon auf jede unserer Wunden auf. Mit dem Finger kann man diesen dann zu einer weißen Creme verreiben. Schon in der Antike wurde das rote Harz als Färbemittel für Lacke, Tinkturen und Zahnpasta verwendet. Auch im Geigenbau, in der Tischlerei und bei Restaurierungen wurde mit Drachenblut zur Färbung von Lack und Firnissen, in China zur Farbgebung von Papier und Möbeln gearbeitet. Ein echtes Wundermittel, auf das hier die Einheimischen total schwören.

Nach 5 Tagen sehen meine Bisswunden schon viel besser aus. Sie sind noch leicht geschwollen, aber die Haut ist geschlossen. Eine weitere Entzündung konnte ich offensichtlich vermeiden. Wir nehmen uns deswegen für den nächsten Tag die lange Wanderung runter zum Fluss vor. Dort soll man laut Melissa auch einen 40m hohen Wasserfall sehen.

Fast 300 Höhenmeter runter und ca. 1-2 km liegen vor uns. Normalerweise keine Distanz für uns, aber es ist wie immer schwül und heiß. 1 Stunde und 40 Minuten brauchen wir dafür. Zum Glück haben wir unsere Wanderstöcke dabei, denn es geht richtig steil bergab ... anstrengend und nach dem Regen super rutschig! Unten angekommen sehen wir aber den Wasserfall nicht. Wir können das Rauschen hören, aber nicht ausmachen, aus welcher Richtung es kommt, denn der Fluss geht durch einen schmalen Canyon durch. Der Abstieg zum Fluss runter ist super gefährlich, die Steine sind mit Moos überzogen und glatt wie Sau!

Aber das kalte Flusswasser fühlt sich fantastisch an und kühlt unsere heißen Füße. Leider haben wir keine Badesachen dabei! Im Flussbett sind kleine, spitze Steine ... tut höllisch unter den Füßen weh. Auf der anderen Seite sehen wir Seile, die entlang der glatten Felsen angebracht sind. Wir vermuten, dort liegt irgendwo der Wasserfall, haben aber keinen Bock auf einen Ausrutscher. Wie hatten genügend Katastrophen in letzter Zeit und wer soll uns hier aus dem Canyon holen, wenn was passiert?

Also machen wir eine kleine Mittagspause und beginnen anschließend wieder mit dem Aufstieg. Per Zufall entdecken wir dann den Wasserfall. Er ist tatsächlich direkt gegenüber vom Fluss hinter den Bäumen. Haben wir beim Abstieg gar nicht gesehen, weil wir nur auf unsere Füße geguckt haben. Für den steilen Anstieg brauchen wir dann 20 Minuten weniger, sind aber oben total durchgeschwitzt! Puh!

Der Campingplatz hier hat sogar eine kostenlose Waschmaschine. Supi! Und die Sonne kommt lange genug raus, damit das ganze auch noch trocknet. Langsam gehen uns allerdings die Essensvorräte aus. Wir sind hier lediglich mit 10 Eiern, einem Kohlkopf, ein paar Kartoffeln, 10 Tomaten, einer Karotte und etwas Obst angekommen. Da muss ich in der Küche schon kreativ sein. Zum Glück haben wir immer Bohnen, Linsen, Reis, Nudeln und andere Trockensachen an Bord. Es gibt also jeden Tag eine andere Kombination und wir sind nicht am verhungern.

Am 24. Februar wollen wir eigentlich abfahren, aber es regnet in Strömen! Bis 17 Uhr! Passend zu den erschreckenden Ereignissen in Europa! Putin greift heute die Ukraine an. Die Corona Pandemie ist noch nicht vorbei, der Klimawandel ein immer größeres Problem und jetzt auch noch dieser total unnötige Krieg mitten in Europa. Was soll das?

Wir bleiben also noch eine Nacht und fahren dann an meinem Geburtstag nach Tena. Hier waren wir vor 20 Jahren schon einmal, erkennen die heutige Stadt aber nicht mehr wieder. Modern, kommerziell und voller Verkehr! Damals war es ein ruhiges Dörfchen mit ein paar Sandstraßen. Als erstes suchen wir uns einen großen Supermarkt, unser Kühlschrank und Obstkorb sind total leer! Um die Ecke gibt es kleine Läden mit Schnickschnack und einen netten Schuhladen. Hier finde ich ein paar neue, knallrote Turnschuhe für mich. Meine anderen haben ein großes Loch in der Hacke und kommen in den Müll!

Anschließend fahren wir zum Hostal Limoncocha - ein guter und günstiger Stellplatz in Tena. Das Hostal wird von dem Deutschen Michael geleitet wird. Er hat gestern einen Sturz auf der nicht-asphaltierten Straße hinter dem Hostal gebaut und ist mit großen Schrammen an den Unterarmen und auf der Stirn davon gekommen. Auch er schwört auf das Drachenblut. Das wurde ihm hier in Tena sogar beim Centro de Salud (Gesundheitszentrum) gegeben.

Wir stellen nur schnell Winnietwo in eine der Parklücken und laufen gleich in das Stadtzentrum runter. Ich muss mir meine Nähte entfernen lassen, aber nach 16 Uhr ist niemand mehr beim Centro de Salud und ins Krankenhaus möchte ich deswegen in dieser großen Stadt nicht gehen. Muss also auf morgen verschoben werden.

In Tena ist heute richtig was los. Die Kinder sind mit Sprühflaschen, Eiern und Wasserbeuteln unterwegs. Wir erfahren später, dass dieses eine Tradition für den Anfang des Karnevals ist. Wer auf der Straße nicht aufpasst, ist entweder nass, oder mit Sprühschaum bedeckt, oder läuft mit klebrigen Eigelb auf dem Kopf herum. Na, super! Wir schaffen es das zum Glück zu vermeiden und finden am Fluss ein Restaurant mit netter Terrasse und guter Musik. Auf dem Menü gibt es Hamburger mit Pommes für ganze 3 US$. Das ist schon fast eine Tradition an meinem Geburtstag, da es in Südamerika im Februar fast überall heiß ist und wir nicht im Womo kochen wollen. Dazu gibt es frischen Mora-Saft (Brombeere) ... lecker! Happy Birthday, Kirsten!