05. - 16.03.2022: Puyo - Pailón del Diablo - Baños - Ambato

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In Puyo machen wir einen Großeinkauf - auf der Liste steht vor allem Schokolade. Die hatten wir seit Wochen nicht mehr, denn im Amazonas ist es einfach zu heiß dafür. Aber jetzt geht es hoch in die Berge. Wir brauchen einfach mal eine Pause von der Hitze und die Strecke von Puyo nach Baños ist echt sehenswert. Wir folgen dem Río Pastaza und auf der Strecke bis Río Verde kann man alleine sieben schöne Wasserfälle von der Straße aus beobachten. Es ist Samstag und richtig viel los, denn entlang der Strecke befinden sich viele Abenteuerparks für diejenigen, die den gewissen Adrenalinkick brauchen. Wir gehören nicht dazu!

Kurz nach 17 Uhr kommen wir in Río Verde an und finden einen kostenlosen und sicheren Parkplatz direkt vor der hiesigen Polizeistation. Der riesige Parkplatz ist immer noch sehr voll, denn der kleine Ort ist Schauplatz einer der größten Touristenattraktionen in Ecuador - dem Pailón del Diablo Wasserfall. Wir haben ihn vor 20 Jahren schon einmal gesehen, aber aus dem ehemals unscheinbaren Dorf ist nun ein echter Touristenmagnet mit Restaurants, künstlichem See, Eisdielen und anderen Vergnügungsparks geworden. Wir erkennen ihn logischerweise nicht wieder.

Eigentlich hätten wir hier super lecker essen gehen können, aber ich habe alles für Hausgemachte Hamburger besorgt, die wir schon ewig nicht mehr hatten und so stelle ich mich in die Küche. Super lecker, wenn ich mich hier mal selbst loben darf.

Nach und nach leert sich der große Parkplatz und es wird ruhiger vor Ort. Ich hatte mir vorab schon diverse Informationen zum Pailón del Diablo Wasserfall rausgesucht. Vor 20 Jahren gab es nur einen Eingang, heute sind es zwei. Der zweite ist noch recht neu und liegt oberhalb des Wasserfalls. Wochen später erfahren wir, dass dieser Eingang von einem ausländischen Unternehmen gebaut sein soll und die Einheimischen das gar nicht gut finden. Fragt man nach dem Eingang, wird einem nur der untere Eingang erzählt. Das können wir bestätigen, denn wir haben bei unserem ersten Rundgang durch das Dorf ein paar Bilder des Wasserfalls bei Nacht in einem der Ticketläden gesehen. Dort lief eine digitale Diaschau. Ich wusste durch iOverlander schon, dass es zwei Eingänge gibt. Der Mitarbeiter im Ticketladen sagt uns, dass die Bilder vom unteren Eingang sind. Das stimmt auch. Ich frage ihn nach dem zweiten Eingang und er sagt uns es gibt nur einen.

Wir entdecken auf dem Rundgang aber den zweiten Eingang und ich lese nach unseren Hamburgern noch einmal den Eintrag bei iOverlander. Der obere Eingang wird von einigen empfohlen. Man wird nicht nass, es ist ein kürzerer Weg zum Wasserfall, nicht so steil und man soll dort tolle Bilder machen können. Wir beschließen deswegen um 21 Uhr zum neuen Eingang zu laufen. Es ist bereits stockdunkel, aber man kann noch bis Mitternacht den Wasserfall besuchen. Dieser ist abends nämlich bunt angestrahlt - das hat es vor 20 Jahren noch nicht gegeben!

Beide Eingänge kosten tagsüber bis 18 Uhr 2 US$ Eintritt pro Person. Nach 18 Uhr kostet der neue 4 US$ und der alte 5 US$. Wir sind fast die einzigen vor Ort und gehen auf dem gut beleuchteten Pfad über zwei Hängebrücken direkt zum Wasserfall. Fantastisch! 1,5 Stunden bleiben wir und genießen dieses Naturereignis! Nachts ist es echt ein wenig gruselig, denn das Rauschen des 80 Meter hohen Wasserfalls ist laut, die Gischt kommt von unten aus der Schlucht und wird die steilen Wände hochgeschleudert. Die Farben wechseln alle paar Sekunden und wir stehen direkt am Abgrund und gucken von oben in die Teufelsschlucht (Pailón del Diablo) - der Name ist passend! Wahnsinn! Einfach mal unser Video dazu anschauen.

Wir können von der ersten Hängebrücke die Leute sehen, die sich über den unteren, alten Eingang zum Wasserfall aufgemacht haben. Sind wir froh, dass wir den oberen genommen haben, denn der untere Pfad ist nur wenig beleuchtet, geht 100m steil runter und man wird richtig nass. Wer den extra Kick braucht, kann das natürlich gerne machen!

Wir laufen bei Tageslicht am nächsten Vormittag zum unteren Eingang runter. Es ist Sonntag und Menschenmassen sind unterwegs. Viele mit Masken. Trotzdem gefällt uns auch dieser Ausflug, denn man sieht den Wasserfall aus einem anderen Winkel ... nicht minder beeindruckend, dafür aber deutlich feuchter. Ein enger Tunnel führt direkt hinter den Wasserfall. Ich bin anfangs noch mutig und krieche in die enge Röhre, über uns ein 100 Meter hoher Granitfelsen. Direkt vor mir sehe ich dann aber einen Mann, der sich auf den Bauch schmeißt, um eine enge Stelle im Tunnel zu passieren. Prompt setzt bei mir die Panik ein, denn ich bin schon immer ein wenig klaustrophobisch gewesen ... ich muss raus! Erdbeben sind in Ecuador auch nicht gerade eine seltene Sache. Helen hat wie immer null Angst und liebt diese kleinen Abenteuer. Sie hat unsere wasserdichte Kamera dabei und macht tolle Aufnahmen. Hinter dem Wasserfall wird man richtig nass ... gut, dass wir unsere Ponchos dabei haben!

Vor 20 Jahren war das noch ein anderes Erlebnis hier. Ich kann mich noch daran erinnern, dass nur unsere Tourgruppe vor Ort war. Auf den in den Felsen gehauenen Stufen wurden wir damals von Affen attackiert, die es auf unsere Rucksäcke und Kameras abgesehen hatten. Affen sieht man hier heute keine mehr, dafür ein paar Vögel. Der untere Pfad ist über einen Kilometer lang und man muss auf dem Rückweg gut 100 Höhenmeter wieder hoch. Es ist schwül und wir schwitzen ... da kommt der frisch ausgepresste O-Saft am Eingang genau richtig!

Anschließend müssen wir erst einmal unsere Schuhe und Ponchos trocknen. Das gibt Helen Zeit sich ein Joghurt-Eis zu kaufen. Das wollte sie gestern Abend schon zum Nachtisch essen, aber da hatte der Laden neben dem Parkplatz schon zu. Nach dem Kaffee packen wir alles zusammen und fahren die 17km nach Baños. Direkt bei Río Verde geht es durch einen langen Tunnel und uns bleibt mal wieder fast das Herz stehen, denn die Ecuadorianer können einfach nicht Autofahren. Ohne Licht wird im dunklen Tunnel wild überholt! Idioten! Wir überlegen uns schon, dass Helen hier eigentlich eine Fahrschule aufmachen sollte ... DRIVE RIGHT! ... get it?



In Baños gibt es eigentlich nur einen richtigen Campingplatz - Lo De Fausto. Der Preis ist wegen der Pandemie von 2,50 US$ auf 4 US$ pro Person gestiegen, aber das ist es uns wert. Der Platz liegt westlich vom Stadtzentrum in einer sehr ruhigen Nebenstraße. Es ist ein großes Gelände mir viel Platz und einer sehr heißen Dusche. Fausto, der Besitzer, öffnet den Waschmaschinenraum für uns, damit wir uns da in die Stromdose einstöpseln können. Am Wochenende werden die verschiedenen Becken in der überdachten Poolanlage mit heißem Thermalwasser und eiskalten Stadtwasser gefüllt, eine Sauna gibt es auch. Camper können das kostenfrei mitnutzen. Die Poolanlage ist aber auch offen für Tagesbesucher.

Wir waren vor 20 Jahren schon einmal in Baños und von der Größe der Stadt her, hat sich nicht viel verändert. Dennoch erkennen wir nichts wieder. Damals war der nahe gelegene Tungurahua Vulkan (5.023m hoch) sehr aktiv und wir können uns noch an die Blauen Evakuierungspfeile auf den Straßen erinnern. Diese gibt es heute nicht mehr, der Vulkan ist aber im Moment ruhig. Ich frage bei Fausto nach und er sagt, ich soll mich entspannen. Der Vulkan bricht alle 20 Jahre mal aus!

Er befindet sich nur 8km vom Stadtzentrum entfernt und an einem der wenigen wolkenfreien Tage sehen wir, wie dicht er am Campingplatz liegt. Gruselig nahe! Wenn der jetzt ausbricht, dann rollt die pyroklastische Wolke direkt durch das enge Tal in wenigen Minuten über uns hinweg! Meistens sehen wir ihn gar nicht, da die Wolken relativ tief hängen, aber das macht es für mich nur noch gruseliger. Ich liege nachts wach und lausche der Stille. Höre ich da ein Grollen ...?

Baños ist heute eine echte Touristenmetropole. Überall glitzert es. In und um die Stadt herum gibt es viele Abenteuerparks, eine Bimmelbahn fährt durch die Straßen, ein Restaurant reiht sich an das andere, daneben eine Bäckerei nach der anderen, viele Hotels usw. Normalerweise schreckt uns so etwas eher ab, aber durch die Pandemie haben wir irgendwie einen Nachholbedarf uns mal richtig zu verwöhnen. Lecker essen gehen, Torte kaufen, Helen gönnt sich Massagen und Aromatherapien ... und das Wetter kommt uns auch entgegen. Baños liegt auf 1800 Höhenmetern, es ist nicht zu kalt und nicht zu heiß ... herrlich! 10 Nächte bleiben wir insgesamt hier!

Zwischendrin machen wir einen kurzen Abstecher nach Ambato, dass nur 40km nördlich von Baños liegt. In dieser Großstadt finde ich gleich zwei Computerläden, die sich auf die Reparatur von Laptops spezialisiert haben. Unser hat ja vor ein paar Wochen seinen Geist aufgegeben. Der erste Laden hat leider im Moment so viele Aufträge, wir müssten zwei Tage warten. Der zweite liegt mitten in der Innenstadt von Ambato und wir finden um die Ecke sogar einen Parkplatz in einer der Einbahnstraßen. Ich gebe unseren Laptop um 15 Uhr dort ab und drei Stunden später kann ich ihn wieder abholen. Eine neue 480GB SSD-Festplatte ist nun drin, Windows 10 und 8 zusätzliche RAMs kommen hinzu. Dann hat er noch unseren Ventilator komplett gereinigt. Er hat extra für mich ein vorher-nachher-Bild gemacht ... Wahnsinn! Was sich da in 10 Jahren alles an Staub angesammelt hat ... kein Wunder, dass der Computer immer so heiß geworden ist! Und dann hat er mir auch noch meine alte Festplatte in eine Schachtel mit USB-Anschluss gepackt, sodass ich zumindest an alle Daten auf dem D-Drive rankomme. Das C-Drive ist komplett kaputt, deswegen lies sich der Laptop auch nicht mehr starten. Aber ich hatte bis auf das letzte Schottland Video alle meine Daten eh auf dem D-Drive. 170 US$ haben wir für alles bezahlt. Super! Ein neuer hätte mich mindestens 500 bis 800 US$ gekostet. Natürlich verbringe ich dann nach unserer Rückkehr nach Baños viele Tage damit all meine Software wieder auf das neue System aufzuspielen. Sogar mein altes Photoshop 7 läuft noch auf Windows 10!

In der Woche ist Baños etwas ruhiger und wir genießen unseren täglichen Spaziergang in die Stadt. Wir bekommen eine kostenlose Führung im ältesten Thermalbad. Die Termas de la Virgen wurden 1928 erbaut. Gegenüber befindet sich eines der ältesten Hotels der Stadt und im dazugehörigen Bonkers Café essen wir gleich zweimal zu Abend - Fish & Chips und Hähnchenbrust mit Pilzsoße, dazu Röstis mit Käse überbacken ... LECKER! Ich koche maximal alle zwei Tage für uns, denn die Restaurants hier sind wirklich spitze und es ist auch mal wieder was ganz anderes als Reis und Bohnen mit Fleisch, was einem sonst hier in Ecuador häufig serviert wird.

Wir entdecken in einem Schuhladen wasserfeste Wanderstiefel für nur 38 US$ pro Paar. Unsere alten sind total kaputt, Helens haben sogar Löcher in den Sohlen von unseren vielen Spaziergängen bei der Finca Zuasinca während der Pandemie. Helen nimmt Schwarze, ich die Braunen, damit wir sie unterscheiden können, denn wir haben beide die gleiche Schuhgröße.

Unweit vom Campingplatz frisst sich der Río Pastaza durch eine enge Schlucht - eine weitere Touristenattraktion in Baños. Direkt daneben befindet sich der Zoo und ein weiterer Abenteuerpark für die Adrenalinjunkies. Wir lassen beides aus, laufen aber runter zum Maria Wasserfall, der sich auf der Ostseite des Canyons befindet und später zu einem Aussichtspunkt direkt über der Schlucht. Hab ich schon erwähnt, dass ich Höhenangst habe? Ratet mal, wer sich ohne Probleme über das Geländer beugt!

Zum Abschluss genießen wir noch das heiße und sehr saubere Thermalbecken auf dem Campingplatz. Wir haben es ganz für uns alleine ... ach, tut das gut!