17. - 21.03.2022: Macas - Sangay Nationalpark

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Nach den kühleren und erholsamen Tagen in Baños zieht es uns wieder in die Tiefebene des Amazonas. Auf der Strecke nach Puyo findet man einen Abenteuerpark nach dem anderen. Mitten in der Woche sind sie aber wenig oder gar nicht besucht ... und billig ist das Vergnügen auch nicht gerade. Wir machen lediglich ein paar Bilder und schauen anderen dabei zu.

Von Puyo geht es über eine sehr gut asphaltierte Straße nach Macas. Dieses Mal ist es zum Glück nicht ganz so heiß und wir rollen entspannt dahin. Kurz vor Macas fahren wir über einen breiten Fluss und ein Teil der Brücke scheint weggespült worden zu sein. Unter den großen Flusssteinen sehen wir auch Teile eines Gebäudes ... hier muss es zu einer sehr starken Flutwelle gekommen sein! Macas selbst ist ein erstaunlich großer Ort mit 30.000 Einwohnern und vielen Geschäften. Touristisch allerdings nicht besonders interessant und so fahren wir noch 20km weiter südlich zu einer 24-Stunden-Tankstelle, die ruhig direkt neben der Hauptstraße liegt. Christian, der nette Besitzer, erlaubt uns hinter der Tankstelle unter dem Dach zu stehen und wir können uns sogar in der kleinen Werkstatt in die Stromdose einstöpseln. Kaum haben wir uns eingerichtet, fängt es an zu regnen! Super Timing mal wieder.

Allerdings wird es eine sehr laute Nacht. Es ist Freitagabend und gegen 19 Uhr kommen zwei Kleinlaster, die rechts und links von uns für die Nacht parken. Der eine ist beladen mit Schrott und der wird von der kleinen Familie erst einmal komplett entladen, damit sie hinten auf der Ladefläche schlafen können. Wir können bei dem Krach nicht einmal die Tagesthemen hören! Gegen 22 Uhr liegen unsere Nachbarn dann im Tiefschlaf und wir können in aller Ruhe etwas Fernsehen schauen, denn an der Tanke gibt es ein gutes Internetsignal. Um Mitternacht liegen wir dann auch in den Federn ... draußen fängt es jetzt in Strömen an zu regnen und das Prasseln auf dem Metalldach ist ganz schön laut.

Das ist aber nichts im Vergleich zu dem Krach, den wir dann eine Stunde später haben. Ein Auto mit sechs jungen Erwachsenen sucht Schutz unter dem Dach, aber es gibt keinen Platz mehr zwischen uns und den Lastern. Also parken sie mit dem Heck direkt neben uns unter dem Dach und machen die Heckklappe auf. Eine laute Boombuster-Box dröhnt uns nun über eine Stunde lang zu! Die 4 Männer und 2 Frauen holen die Bierflaschen raus und scheren sich einen Dreck um die schlafenden Lasterfahrer und uns. Party ist angesagt! So hatten wir uns das hier auf der Tankstelle nicht vorgestellt! Zum Glück ziehen sie um 2 Uhr morgens ab und wir bekommen endlich Schlaf. Aber nicht sehr lange, denn um 6.30 Uhr spielt der HSV und unser Wecker klingelt uns aus dem Tiefschlaf. Die Lasterfahrer sind ebenfalls um 7 Uhr schon wieder wach und lassen die Motoren laufen.

Draußen regnet es denn ganzen Tag in Strömen und rund um unser Auto riecht es nach Pisse! Da wir eh übermüdet und schlecht gelaunt sind (der HSV gewinnt schon wieder nicht und wird den Aufstieg in die erste Liga wohl erneut nicht schaffen!), beschließen wir hier zu bleiben. Man sieht die Berge nicht einmal, denn die Wolken gehen bis auf den Boden runter. Dank des Stroms kann ich aber wenigstens an unseren Videos und unserer Webseite arbeiten und so ist der Tag nicht ganz verloren. Um 19 Uhr kommen die selben Laster wieder, offensichtlich schlafen sie hier jede Nacht. Aber zum Glück kommt dieses Mal niemand spät in der Nacht.

Am Sonntagmorgen ist es trocken und wir beschließen nach dem Frühstück weiter zu fahren. Nach einem kurzen Stopp an einem Aussichtspunkt (ein Tipp auf iOverlander, der uns aber nicht sonderlich beeindruckt!) geht es an Macas vorbei auf der E46 in Richtung Westen. Die Strecke Macas - Riobamba führt durch den Sangay Nationalpark. Dieser wurde aufgrund seiner herausragenden natürlichen Schönheit 1983 von der UNESCO zum Weltnaturerbe für geologische und ökologische Werte erklärt und erstreckt sich von der östlichen Kordillere der Anden bis in den Dschungel. Im Nationalpark Sangay gibt es drei Vulkane: den namensgebenden 5.230m hohen Sangay, den Tungurahua (5.023m) und den erloschenen Vulkan El Altar. El Altar ist mit einer Höhe von 5319 Metern zugleich der höchste Punkt des Parks. Der Vulkan Sangay und der Vulkan Tungurahua zählen zu den aktivsten Vulkanen der Erde. Der Park ist ein wichtiger Lebensraum für seltene Tiere wie z.B. Brillenbären, Tapire und den Andenkondor.

Laut Internet ist die Strecke trotz vieler Erdrutsche während der Regenzeit passierbar. Wir schrauben uns von 900 Höhenmetern Stück für Stück bis auf 3.500 Höhenmeter hoch und haben fantastisches Wetter! Leider versteckt sich der Sangay Vulkan unter den Wolken und neben der Straße versperren die Bäume, Sträucher und hohen Böschungen häufig die tollen Blicke auf diese einzigartige Berglandschaft. Dennoch genießen wir die Fahrt - es gibt kaum Verkehr auf dieser Strecke und sie ist sehr abwechslungsreich.

Am späten Nachmittag fahren wir über den 3.500 Meter hohen Pass an ein paar Lagunen vorbei. Bis 3.200 Höhenmetern haben wir noch den dichten Regenwald gesehen, aber nun ändert sich die Landschaft schlagartig. Es gibt keine Bäume mehr und die alpine Landschaft mit ihren zackigen Felsen erinnert uns stark an Schottland. Hier oben leben indigene Stämme, die Landwirtschaft betreiben. Für uns ist es hier zum Übernachten zu hoch und deswegen fahren wir weiter bis Riobamba, kommen allerdings kurz vor der Stadt in den Regen. Innerhalb von nur wenigen Minuten verlässt uns die Sonne und dunkelgraue Wolken lassen den Blick auf die vielen Vulkane rund um Riobamba nur noch schemenhaft erahnen.

Kurz vor der totalen Dunkelheit kommen wir in Riobamba an. Wir haben nach dem langen Fahrtag richtig Hunger und holen uns spontan bei KFC etwas zu essen. Anschließend fahren wir im Regen und bei totaler Dunkelheit auf der Autobahn zu einer Tankstelle, die etwa 7km außerhalb der Stadt liegt. Wir verbringen dort auf fast 2.800 Höhenmeter eine erstaunlich ruhige, aber sehr kalte Nacht.

Am nächsten Morgen stirbt dann die Batterie auf meinem alten Smartphone - seit Tagen habe ich schon Probleme damit. Wir machen deswegen einen Stopp in Ambato, aber der Computerladen, der noch so toll unseren Laptop repariert hat, hat keinen Fachmann für Smartphones. Ich bekomme eine andere Anlaufadresse in Ambato, die raten mir aber zu einem neuen Smartphone. Für das jetzige müsste ich 20 Dollar für eine neue Batterie hinlegen, aber das dauert 2 Tage bis sie hier im Laden ankommt. Darauf wollen wir nicht warten, ein neues Smartphone für mindestens 120 US Dollar (Chinaware!) kann ich mir im Moment auch nicht leisten ... wir haben ja auch noch ein zweites Smartphone ... das muss im Moment dann erst mal reichen.

Bei ganz schlechtem Wetter mit zum Teil sintflutartigen Regenfällen fahren wir dann noch weiter bis zum Flughafen in Quito. Von den Vulkanen Chimborazo und Cotopaxi sehen wir auf dieser ansonsten sehr schönen Strecke dieses Mal gar nichts, aber wir hatten vor zwei Jahren ja super Wetter und deswegen ist das jetzt nicht so schlimm. In Quito bleiben wir dann im dichten Feierabendverkehr stecken. Hinzu kommen Umleitungen und gesperrte Straßen und dann zeigt unsere Tankanzeige auch noch an, dass der Tank leer ist. Kann gar nicht sein, denn wir sind gerade einmal 600km gefahren! Normalerweise machen wir locker 800km mit einem vollen Tank. Dennoch ist man irritiert und so tanken wir noch einmal voll. 56 Liter statt 80 passen in den Tank ... da muss die Anzeige defekt sein. 90 Minuten muss sich Helen im Dunkeln und bei Regen durch den Verkehr kämpfen, aber wir kommen sicher gegen 20 Uhr bei unserem Stellplatz für die Nacht an. Boah, das waren zwei richtig lange Fahrtage für uns!

Und morgen soll es dann Richtung Pazifikküste gehen, aber dazu mehr in den nächsten Berichten.